24.10.2021
Bundesverkehrswegeplan als Gegenstand einer Masterarbeit
Die bisherige Methodik zur Erstellung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) hat immer wieder für heftige Kritik gesorgt: Im Ergebnis kämen zu viele Straßenprojekte zustande, die Schiene werde vernachlässigt und das Erreichen von Klimazielen rücke in weitere Ferne. Eine Masterarbeit befasste sich detailliert mit diesen Fragen und zeigte einige Ansätze auf, wie Infrastrukturplanungen stattdessen angegangen werden könnten.
Jonathan Siebert ist in meinem wissenschaftlichen Team unter anderem auch für die Infrastrukturplanung mit dem Bundesverkehrswegeplan verantwortlich. Seine Masterarbeit mit dem Titel “Wie kann eine konsequent klimagerechte Verkehrsplanung aussehen? Bedarfe einer mit den Klimaschutzzielen des Übereinkommens von Paris im Einklang stehenden Mobilitäts- und Verkehrsinfrastrukturplanung des Bundes” wurde mit meiner Unterstützung verfasst, im August 2021 fertiggestellt und im Oktober 2021 von Prof. Andreas Knie (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) mit 1,0 bewertet.
Die Arbeit untersucht die Vermutung, dass der aktuell geltende Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) nicht mit den Klimaschutzzielen des Pariser Übereinkommens übereinstimmt. Nach Vorstellung der beiden Vertragswerke werden die Methoden, Ergebnisse und relevanten Rahmenbedingungen des Aufstellungs- und Planungsprozesses auf ihre Klimawirkungen untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Realisierung der im BVWP 2030 enthaltenen Projekte den Pariser Zielen zur Treibhausgasreduktion sowie den abgeleiteten Minderungspfaden im Verkehrssektor substanziell entgegensteht. Hauptgründe dafür sind die große Anzahl Straßenprojekte, eine unterstellte Steigerung des Verkehrsbedarfs, eine durch den BVWP induzierte Verkehrszunahme sowie der geringe Stellenwert der Umweltziele. Abschließend werden verschiedene Reformansätze und ‑maßnahmen zur Weiterentwicklung der Infrastrukturplanung mit dem BVWP vorgestellt, die zur dringend erforderlichen Emissionsminderung im Verkehrssektor beitragen können. Hierzu gehört etwa die Etablierung eines integrierten Planungsleitbilds, das anstelle des (Auto-)Verkehrs die Sicherung allgemeiner Mobilität in den Mittelpunkt stellt. Hierzu gehört auch, das vorherrschende Paradigma des unbegrenzten Verkehrsmengenwachstums und des “Bauen, Bauen, Bauen” zu beenden. Darüber hinaus ist die Verkehrsprognose zu reformieren, die durchgeführten Umweltprüfungen sind im Verfahren substanziell zu berücksichtigen, der Schienenverkehr sollte gestärkt und die Beteiligung der Öffentlichkeit deutlich ausgeweitet werden. Eine gesetzliche Regelung könnte zudem klimakompatible Planungen mit quotierten Priorisierungen und klaren Verfahrensgrundsätzen sicherstellen.
Kontakt zum Autor: mail@jonathan-siebert.de
Kostenloser Download der Masterarbeit: Masterarbeit_Jonathan_Siebert
Hier ist eine Kurzfassung zu finden: Zusammenfassung_Masterarbeit_Jonathan_Siebert
Bei Nennung von Quelle/Autor unter Beachtung der üblichen wissenschaftlichen Grundsätze steht die Arbeit ausdrücklich allen Interessierten auch für politisch-gesellschaftliche Initiativen, als Argumentationshilfe oder als Grundlage für weiterführende Untersuchungen im Sinne einer klimagerechten Mobilitätsentwicklung zur freien Verfügung.