18.02.2018
Gastbeitrag in der Südwestpresse Geislingen
Auf der Filstalbahn zwischen Stuttgart und Ulm zu fahren, ist gerade von Geislingen hinauf und über die Alb zu jeder Zeit des Jahres eine Freude – sofern man keine Termine wahrnehmen oder Anschlusszüge pünktlich erreichen muss. Sie ist leider eine der Problemstrecken im Land. Die Pünktlichkeit liegt in den ersten Wochen 2018 mit 84 Prozent etwa zehn Prozentpunkte unter dem DB-eigenen Ziel und fällt auch im Vergleich zu anderen Nahverkehrsstrecken im Land ab.
Ein Grund dafür ist der Mischverkehr: Außer dem Regionalverkehr fahren hier in einem sehr engen Fahrplan auch Fernverkehrs- und Güterzüge. Wegen unterschiedlicher Geschwindigkeiten behindern sich die Züge bei Verspätungen gegenseitig. Für solche Fälle sind Überholmöglichkeiten wichtig, in denen langsamere Züge warten und schnellere passieren lassen können. 2005 wurde in Uhingen ein Überholgleis abgebaut. Gleise zurückzubauen, um damit Instandhaltungskosten zu sparen, ist nicht vertretbar, wenn daraus höhere Verspätungen resultieren. Uhingen ist kein Einzelfall. Unter anderem wurden auch im Güterbahnhof Untertürkheim und in Obertürkheim Gleise entfernt. Diese fehlen und schränken die betrieblichen Möglichkeiten im Bahnverkehr ein. Ein weiteres Beispiel übereifrigen Rückbaus der Infrastruktur sind vier Nebenbahnen im Kreis Göppingen, die Ende der 1990er-Jahre stillgelegt und zu großen Teilen abgebaut wurden.
Zukunftsfähige Politik sollte die Verkehrsträger stärken, die den Schutz von Umwelt und Klima und die Sicherung der Mobilität der Menschen sicherstellen. Über Jahrzehnte wurde zu wenig in die Schiene investiert. Darunter leidet die Attraktivität des Bahnverkehrs. Mit Blick auf die notwendige Rolle der Bahn in der Verkehrswende muss die Bahn endlich massiv gestärkt werden.