„Hohes Sicherheitsgefühl in Stadt und Umland“
Mit dem Leitungsduo des Kirchheimer Polizeireviers habe ich mich über die Arbeitsschwerpunkte, die Kriminalitätsentwicklung und die Personalausstattung unterhalten.
Das Revier Kirchheimer unter Teck genießt innerhalb der Polizei den Ruf, eine der schönsten Unterkünfte zu besitzen: Die 108 Köpfe zählende Einheit durfte vor 20 Jahren eine hundertjährige Villa beziehen. Zum Revier, das dem Polizeipräsidium Reutlingen zugeordnet ist, gehören die drei Polizeiposten in Lenningen, Weilheim und Wernau.
Auf meine Frage, worauf die Polizei in Kirchheim und Umgebung in letzter Zeit die größte Aufmerksamkeit gelenkt hat, wurden mir vier Schwerpunkte genannt, von denen ich hier zwei näher ausführe: Verkehrsüberwachung, Wohnungseinbrüche, Flüchtlinge und Maßnahmen gegen Vandalismus und andere Ordnungsstörungen auf öffentlichen Plätzen. Nach einer komplexen, zeitaufwändigen Anfangsphase hat sich die Flüchtlingsthematik durch die vermehrte dezentrale Unterbringung beruhigt, beschäftigt die Polizei aber noch immer. Etwa zwei Beamte sind allein für die Stadt Kirchheim mit Flüchtlingen, von Konflikten in den großen Unterkünften über Straftaten (häufig ebenfalls in den großen Unterkünften) bis hin zu Abschiebungen, befasst. Zum Thema „Wohnungseinbrüche“ hatte eine Zeit-Redakteurin in einer Kolumne geschrieben: „Die Einbrecherindustrie setzt in Deutschland im Jahr 500 Millionen Euro um. Das ist nicht schlecht für ein Gewerbe, das fast nur aus Kleinunternehmern besteht und dazu voll auf Handarbeit setzt“. Wer schon einmal Erfahrung mit einem Einbruch im eigenen Haus gemacht oder gar einem Einbrecher in den eigenen vier Wänden gegenüber gestanden hat, wird darüber nicht lachen können. Solche Situationen werden vielmehr als sehr persönliche Bedrohung wahrgenommen und erschüttern das Sicherheitsempfinden der Menschen. Umso erfreulicher ist, dass es der Kirchheimer Polizei Anfang 2017 gelungen ist, eine sehr aktive Einbrecherbande zu fassen und die Anzahl der Wohnungseinbrüche wieder deutlich auf ein „niedriges Niveau“ zu senken. Präsenz und Kontrollen werden – auch in der hellen Jahreszeit – aber aufrechterhalten, zumal die Stadt durch ihre Autobahnnähe jederzeit wieder in den Fokus von Einbrechern geraten kann.
Mit dem Schutz von Weihnachtsmärkten und der enormen Einsatzstärke an Silvester, die es früher nicht gegeben hatte, musste die Polizei vielerorts neue Maßstäbe setzen. Wie steht es bei der Kirchheimer Polizei um die Personalausstattung, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können? Der Stellenplan gibt 97 Vollzeitstellen im Polizeivollzugsdienst her, von denen aktuell 84 besetzt sind. Das Revier ist innerhalb des Präsidiums das mit dem höchsten Altersdurchschnitt im Streifendienst, doch „die Verjüngung setzt ein“ und die Altersmischung, wird mir berichtet, bringt durch die Weitergabe von Erfahrung auch deutliche Vorteile. Bis in zwei bis drei Jahren, so lautet die Hoffnung, dürften einige der freien Stellen besetzt sein. Großeinsätze und besondere Einsatzlagen wie Silvester oder auch Fasching führen dazu, dass man mit dem Arbeitszeit-Potential am Limit agiere. Dank zusätzlicher Landesmittel hätten wenigstens ein Teil der Überstunden zum Jahresende 2017 ausbezahlt werden können. Im Vergleich zur freien Wirtschaft sind die Schichtzulagen für Sonntags- und Nachtarbeit nicht sonderlich hoch. Berichte, wonach viele Polizistinnen und Polizisten Nebenjobs ausüben, treffen demnach auch auf Kirchheim zu – vor allem auf den Nachwuchs, der sich eine Existenz aufbauen möchte. Trotz allen Widrigkeiten ist die Polizei, auch mit Blick auf die Statistiken, überzeugt: „Das Sicherheitsempfinden der Menschen in der Stadt und noch mehr in den umliegenden Kommunen ist hoch.“
Der Polizeipräsident hatte bei der Amtseinführung des Revierleiters vor knapp einem Jahr darauf hingewiesen, dass es in praktisch allen gesellschaftlichen Bereichen einen alarmierenden Verfall traditioneller Werte wie Anstand, Gesetzestreue und Respekt vor dem Mitmenschen gebe. Rein statistisch sei im Präsidium Reutlingen in den vergangenen fünf Jahren jeder dritte Polizist im Einsatz verletzt worden. Mir wird im Gespräch von einer zunehmenden Anzahl an Widerstandshandlungen, sinkendem Respekt und weniger Wertschätzung gegenüber den Beamtinnen und Beamten berichtet. Neu sei, dass sich mehr oder weniger Unbeteiligte einmischen und mit Tatverdächtigen, die mit aufs Revier genommen werden sollen, gegen die Polizei solidarisieren.
Als Ausdruck des Danks für die geleistete Arbeit, verbunden mit dem Wunsch, dass die Beamtinnen und Beamte im neuen Jahr unbeschadet von ihren Einsätzen zurückkehren, hatte ich für die Belegschaft Glückskäfer mitgebracht.