Besuch bei der AVG in Karlsruhe
Mein Besuch bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft in Karlsruhe hätte kaum zu einem passenderen Termin erfolgen können: Vor wenigen Tagen wurde ein gemeinschaftlicher Großauftrag für den Bau von flexibel einsetzbaren Zügen für städtische Räume und deren Umland.
„Tram-Trains“ sind Schienenfahrzeuge, die sowohl als Straßenbahn als auch als Eisenbahn eingesetzt werden können. Sie können also das innerstädtische Straßenbahnnetz und das Eisenbahnnetz im Umland nutzen. Damit ermöglichen sie den Reisenden umsteigefreie Verbindungen. Die Bestellung von mindestens 246 und bis zu 504 Tram-Trains erfolgte in einem gemeinschaftlichen Kraftakt von sieben Partnern in Deutschland und Österreich. Darunter befinden sich neben der AVG auch die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und die Regionalstadtbahn Neckar-Alb, die im Raum Tübingen/Reutlingen entwickelt und ausgebaut wird. Die Projektpartner sprechen von Kosteneinsparungen im Bereich von 20 Prozent, weil die Stückzahl entsprechend hoch werden konnte. Vorher mussten aber zahlreiche Frage geklärt werden: Individuelle Anforderungen mussten in einem gemeinsamen Standard in einem Lastenheft zusammen geführt werden. Dann mussten die Auslieferungstermine abgestimmt werden und Instandhaltungsverträge mit dem Hersteller formuliert werden. Im Design werden sich die Fahrzeuge zwischen den verschiedenen Verkehrsunternehmen „ein bisschen“ unterscheiden. Außerdem besteht die Option für den Einbau einer Toilette. Der Auftrag wurde an den Schweizer Hersteller Stadler vergeben, der nach der Auslieferung für mindestens 16 Jahre die Instandhaltung übernehmen wird. Das gesamte Auftragsvolumen kann, wenn alle Optionen für die Stückzahl und die Laufzeit der Wartung ausgereizt wird, bei bis zu vier Milliarden Euro liegen. Gebaut werden die Fahrzeuge in Spanien. Die ersten Vorserienfahrzeuge sollen zu kooperativen Testzwecken im Jahr 2024 an die Saarbahn ausgeliefert werden. Die AVG soll ab 2026 mit insgesamt 75 Tram-Trains (Option auf insgesamt 148) beliefert werden. Für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb sind ab 2027 mindestens 30 Fahrzeuge vorgesehen.
Alle Fahrzeuge, die den Herstellernamen „Citylink“ tragen, werden Klimaanlagen, großzügige Mehrzweckbereiche und zwei Plätze für Menschen im Rollstuhl erhalten.