Höhere Spritpreise: Umfrage im Autohandel

15.03.2022

Anhaltender Trend zu „groß und schwer“

Die Ben­zin- und Die­sel­prei­se sind so hoch wie nie. Wie beein­flusst dies das Ver­hal­ten beim Kauf von neu­en Autos? Mei­ne klei­ne Umfra­ge bei Auto­händ­lern ver­schie­de­ner Mar­ken und Auto­markt-Ana­lys­ten gibt einen wenig erfreu­li­chen Ein­blick.

Von Auto­haus 1 gab es die kla­re Rück­mel­dung, es sei kei­ne Ver­hal­tens­än­de­rung erkenn­bar. Der Kraft­stoff­ver­brauch der ver­schie­de­nen Model­le wür­de kaum eine Rol­le in Bera­tungs- und Ver­kaufs­ge­sprä­chen spie­len. „Die Sprit­prei­se beein­flus­sen kei­ne Kauf­ent­schei­dun­gen.“ Auto­haus 2 berich­te­te von einem deut­lich gestie­ge­nen Trend zu rein bat­te­rie­elek­tri­schen Autos, der jedoch schon vor den jüngs­ten mas­si­ven Sprit­preis­an­stie­gen ein­ge­setzt habe. Man lie­ge inzwi­schen bei einem Anteil von 20 Pro­zent im rein elek­tri­schen Seg­ment. Dies heißt aber im Umkehr­schluss, dass noch immer 80 Pro­zent auf Jah­re hin­aus mit Die­sel oder Ben­zin fah­ren wol­len. Aus bei­den Auto­häu­sern wur­de bestä­tigt, dass der stei­gen­de Trend zu gro­ßen und schwe­ren Autos anhält – bei allen Antriebs­ar­ten. Aus dem Auto­haus 3 wur­de mir mit­ge­teilt, dass zwar Ver­un­si­che­run­gen auf dem Markt erkenn­bar wären, es aber antei­lig an den Neu­wa­gen­ver­käu­fen eine sta­bi­le Nach­fra­ge nach gro­ßen und schwe­ren Fahr­zeu­gen, ins­be­son­de­re SUV, gäbe. Der Sprit­ver­brauch stel­le kein Ent­schei­dungs­ar­gu­ment dar. Autos wür­den nach äuße­ren Merk­ma­len gekauft. Der Anteil der rein bat­te­rie­elek­tri­schen Autos lie­ge bei geschätzt 10 Pro­zent.

All die­se Aus­sa­gen wur­den auch von Ana­lys­ten­sei­te bestä­tigt: Der Kraft­stoff­ver­brauch stellt bei Kauf­ent­schei­dun­gen kaum ein Kri­te­ri­um dar. SUV und Gelän­de­wa­gen wür­den einen anhal­ten­den Trend dar­stel­len.

Die Deut­sche Auto­mo­bil-Treu­hand (DAT) erhebt jähr­lich reprä­sen­ta­tiv umfas­sen­de Daten rund um den Auto­kauf. Von 15 Bewer­tungs­kri­te­ri­en für den Neu­wa­gen­kauf ran­giert der Kraft­stoff­ver­brauch auf Platz 6 und die Umwelt­ver­träg­lich­keit auf Platz 9.[1] Das ist beschä­mend. Wem das Design eines Autos wich­ti­ger ist als der Ver­brauch, soll­te sich nicht über gestie­ge­ne Betriebs­kos­ten beschwe­ren.

Fol­gen­der Hin­weis ist mir noch wich­tig: Der Bund gewährt seit Jah­ren hohe Kauf­prä­mi­en für den Kauf von E‑Autos. E‑Autos belas­ten das Kli­ma weni­ger als Pkw mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren und sind deut­lich preis­wer­ter im Betrieb, da sie einen mehr­fach höhe­ren Wir­kungs­grad auf­wei­sen, also weni­ger Ener­gie benö­ti­gen. Selbst der FDP-Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter hat davon abge­ra­ten, noch Pkw mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren zu kau­fen: „Die Nut­zung fos­si­ler Kraft­stof­fe wird in Zukunft teu­rer wer­den. Des­halb kann ich nur dazu raten, auf CO₂-neu­tra­le Antrie­be umzu­stei­gen.“[2] Dem ist aus mei­ner Sicht nichts hin­zu­zu­fü­gen.

Links zu wei­ter­füh­ren­den Infos

Öl ver­seucht Böden und Gewäs­ser: https://www.matthias-gastel.de/das-schmutzige-geschaeft-mit-dem-oel/

Fach­ge­spräch mit Bat­te­rie­for­sche­rin und Ent­wick­lungs­or­ga­ni­sa­ti­on zu E‑Autos: https://www.matthias-gastel.de/e‑autos-wirklich-umweltfreundlicher/

Zur Roh­stoff­fra­ge von (E)-Autos: https://www.matthias-gastel.de/mobilitaet-der-zukunft-muss-emissionsarm-und-ressourcensparend-sein/

Prak­ti­sche Tipps zum Ener­gie spa­ren: https://www.matthias-gastel.de/energiekosten-sparen-welche-moeglichkeiten-gibt-es/

Raus aus den fos­si­len Ener­gien, sozia­le Här­ten durch stei­gen­de Ener­gie­prei­se ver­mei­den: https://www.matthias-gastel.de/fossile-abhaengigkeiten-reduzieren/

 

[1] DAT-Report 2022 (Daten­er­he­bun­gen durch 4.600 Befra­gun­gen zwi­schen März und Okto­ber 2021); auf Platz 1 ran­giert „Zuver­läs­sig­keit“, gefolgt von „Aussehen/Design“ sowie „Seri­en­aus­stat­tung“.

[2] https://www.spiegel.de/auto/volker-wissing-verkehrsminister-warnt-vor-kauf-von-autos-mit-verbrennungsmotor-a-2eda9591-7832–44be-8609–375fb89b3c5c