Anhaltender Trend zu „groß und schwer“
Die Benzin- und Dieselpreise sind so hoch wie nie. Wie beeinflusst dies das Verhalten beim Kauf von neuen Autos? Meine kleine Umfrage bei Autohändlern verschiedener Marken und Automarkt-Analysten gibt einen wenig erfreulichen Einblick.
Von Autohaus 1 gab es die klare Rückmeldung, es sei keine Verhaltensänderung erkennbar. Der Kraftstoffverbrauch der verschiedenen Modelle würde kaum eine Rolle in Beratungs- und Verkaufsgesprächen spielen. „Die Spritpreise beeinflussen keine Kaufentscheidungen.“ Autohaus 2 berichtete von einem deutlich gestiegenen Trend zu rein batterieelektrischen Autos, der jedoch schon vor den jüngsten massiven Spritpreisanstiegen eingesetzt habe. Man liege inzwischen bei einem Anteil von 20 Prozent im rein elektrischen Segment. Dies heißt aber im Umkehrschluss, dass noch immer 80 Prozent auf Jahre hinaus mit Diesel oder Benzin fahren wollen. Aus beiden Autohäusern wurde bestätigt, dass der steigende Trend zu großen und schweren Autos anhält – bei allen Antriebsarten. Aus dem Autohaus 3 wurde mir mitgeteilt, dass zwar Verunsicherungen auf dem Markt erkennbar wären, es aber anteilig an den Neuwagenverkäufen eine stabile Nachfrage nach großen und schweren Fahrzeugen, insbesondere SUV, gäbe. Der Spritverbrauch stelle kein Entscheidungsargument dar. Autos würden nach äußeren Merkmalen gekauft. Der Anteil der rein batterieelektrischen Autos liege bei geschätzt 10 Prozent.
All diese Aussagen wurden auch von Analystenseite bestätigt: Der Kraftstoffverbrauch stellt bei Kaufentscheidungen kaum ein Kriterium dar. SUV und Geländewagen würden einen anhaltenden Trend darstellen.
Die Deutsche Automobil-Treuhand (DAT) erhebt jährlich repräsentativ umfassende Daten rund um den Autokauf. Von 15 Bewertungskriterien für den Neuwagenkauf rangiert der Kraftstoffverbrauch auf Platz 6 und die Umweltverträglichkeit auf Platz 9.[1] Das ist beschämend. Wem das Design eines Autos wichtiger ist als der Verbrauch, sollte sich nicht über gestiegene Betriebskosten beschweren.
Folgender Hinweis ist mir noch wichtig: Der Bund gewährt seit Jahren hohe Kaufprämien für den Kauf von E‑Autos. E‑Autos belasten das Klima weniger als Pkw mit Verbrennungsmotoren und sind deutlich preiswerter im Betrieb, da sie einen mehrfach höheren Wirkungsgrad aufweisen, also weniger Energie benötigen. Selbst der FDP-Bundesverkehrsminister hat davon abgeraten, noch Pkw mit Verbrennungsmotoren zu kaufen: „Die Nutzung fossiler Kraftstoffe wird in Zukunft teurer werden. Deshalb kann ich nur dazu raten, auf CO₂-neutrale Antriebe umzusteigen.“[2] Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.
Links zu weiterführenden Infos
Öl verseucht Böden und Gewässer: https://www.matthias-gastel.de/das-schmutzige-geschaeft-mit-dem-oel/
Fachgespräch mit Batterieforscherin und Entwicklungsorganisation zu E‑Autos: https://www.matthias-gastel.de/e‑autos-wirklich-umweltfreundlicher/
Zur Rohstofffrage von (E)-Autos: https://www.matthias-gastel.de/mobilitaet-der-zukunft-muss-emissionsarm-und-ressourcensparend-sein/
Praktische Tipps zum Energie sparen: https://www.matthias-gastel.de/energiekosten-sparen-welche-moeglichkeiten-gibt-es/
Raus aus den fossilen Energien, soziale Härten durch steigende Energiepreise vermeiden: https://www.matthias-gastel.de/fossile-abhaengigkeiten-reduzieren/
[1] DAT-Report 2022 (Datenerhebungen durch 4.600 Befragungen zwischen März und Oktober 2021); auf Platz 1 rangiert „Zuverlässigkeit“, gefolgt von „Aussehen/Design“ sowie „Serienausstattung“.
[2] https://www.spiegel.de/auto/volker-wissing-verkehrsminister-warnt-vor-kauf-von-autos-mit-verbrennungsmotor-a-2eda9591-7832–44be-8609–375fb89b3c5c