25.07.2015
Kürzlich traf ich mich mit den beiden Geschäftsführern des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS), Herrn Hachenberger und Herrn Stammler. Wir sprachen über aktuelle Verkehrsthemen, insbesondere aus dem Bereich des öffentlichen Nahverkehrs in der Region Stuttgart.
Die Entwicklung der letzten Jahre ist weitgehend positiv und schnell umschrieben: Busse, Bahnen und Stadtbahnen verzeichnen deutliche, kontinuierliche Zuwächse. Der Anteil aller Wege, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden (Modal Split) steigt. Der Autoverkehr geht leider (noch) nicht zurück, wächst aber auch nicht mehr. Dies belegen Verkehrszählungen an den Stadträndern der Landeshauptstadt. Insbesondere für die Fahrten aus dem Umland ins Stadtzentrum sind Busse und Bahnen für die meisten Menschen inzwischen die erste Wahl. Staus und Parkgebühren fördern diesen Trend ebenso wie das Jobticket, das von der Stadt Stuttgart, aber auch von vielen Unternehmen, für ihre Beschäftigten eingeführt wurde. Steigende Fahrgastzahlen, aber auch jährlich erhöhte Ticketpreise führen zu einem rekordverdächtig hohen Kostendeckungsgrad von 60 Prozent. Das langfristige Ziel des VVS lautet: Ein Modal Split, bei dem der öffentliche Verkehr, der Autoverkehr und der nichtmotorisierte Verkehr (Rad- und Fußverkehr) jeweils ein Drittel ausmachen.
Bis dahin gibt es noch viel zu tun, worüber wir uns intensiv ausgetauscht haben:
- Pünktlichkeitsstrategie für die S‑Bahnen; ein Ansatzpunkt hierfür ist die Steuerungstechnik ETCS, die eine dichtere Taktfolge und damit eine höhere Leistungsfähigkeit des Netzes erlaubt. Diesbezüglich habe ich einen Brief an die DB geschrieben und bin mit dem Bahnunternehmen im Austausch.
- Ausbau der S‑Bahn, so nach Neuhausen.
- Anschlusssicherung an Umsteigepunkten: Wenn sich S‑Bahnen leicht verspäten muss sichergestellt werden, dass Busse warten, um die Fahrgäste weiter zu befördern. Die meisten Busse verfügen inzwischen über Echtzeitinformationen an ihren Bordcomputern (Anschlussinformation). Daraus muss ein Anschlusssicherungssystem weiter entwickelt werden, das den Busfahrern klar signalisiert, ob sie auf die Fahrgäste einer verspäteten S‑Bahn warten oder losfahren sollen.
- Metropolexpresszüge, die im Außenbereich der Region an allen Haltestellen stoppen, während sie im Gebiet der S‑Bahn nur an wichtigen Knoten halten. Dadurch soll die Anzahl derer, die mit dem Auto in die Stadt einpendeln, reduziert werden. Diese Züge sind in Planung.
- Nutzung der Gäubahnstrecke zwischen Österfeld und Feuerbach (sog. „Panoramabahn“). Für diese Strecke muss aus meiner Sicht ein Nutzungskonzept entwickelt werden. Denn mit Inbetriebnahme des neuen Tiefbahnhofs werden die Gäubahnzüge nicht mehr über diese Trasse fahren. Für denkbar halte ich eine neue S‑Bahn-Linie von Böblingen über Zuffenhausen nach Ludwigsburg (ohne Halt am Hauptbahnhof, da die Anbindung dorthin durch S 21 abgebrochen wird).
- In Sachen Busbeschleunigung hat sich in Stuttgart schon lange nicht mehr viel getan. Der Bus ist ein unterschätztes Verkehrsmittel, das selbst in Stuttgart den Transport von etwa einem Drittel der Fahrgäste (je ein weiteres Drittel entfällt auf S‑Bahnen und Stadtbahnen) übernimmt. Ich halte daher eine konsequente Busbeschleunigungsstrategie für erforderlich. Dazu gehört: Bevorrechtigung an Ampeln und Busspuren, insbesondere vor Ampeln zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs.