Im Stuttgarter S‑Bahn-Netz soll ETCS erprobt werden

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Erfreu­li­cher­wei­se fah­ren immer mehr Men­schen mit der Stutt­gar­ter S‑Bahn. In den Haupt­ver­kehrs­zei­ten sind ins­be­son­de­re auf der Stamm­stre­cke die Kapa­zi­tä­ten erschöpft. Um wei­te­re Fahr­gäs­te, am bes­ten natür­lich Umstei­ger vom Auto, gewin­nen zu kön­nen, braucht es zusätz­li­che Kapa­zi­tä­ten. ETCS könn­te dafür ein Ansatz sein, da die­se Tech­nik kür­ze­re Zug­fol­ge­zei­ten ermög­licht.

17.08.2018

Hoffnung auf Kapazitätssteigerung

Für das über­las­te­te Netz der S‑Bahn Stutt­gart könn­te das Zug­be­ein­flus­sungs­sys­tem ETCS die drin­gend not­wen­di­ge zusätz­li­che Kapa­zi­tät brin­gen. Vie­le Hoff­nun­gen ruhen dar­auf. Ich hat­te die Deut­sche Bahn nach ihren ETCS-Plä­nen gefragt. Die Ant­wort brach­te eini­ge neue Infor­ma­tio­nen.

In Stutt­gart soll erst­mals in einem S‑Bahn-Netz ETCS (Euro­päi­sches Zug­si­che­rungs­sys­tem) zum Ein­satz kom­men. Auch wenn im Ant­wort­schrei­ben der Deut­schen Bahn (DB) davon nicht die Rede ist: Zuvor soll auf einem Stre­cken­ab­schnitt der S‑Bahn in Ham­burg ETCS zur Anwen­dung kom­men – aller­dings beschränkt auf einen Ast und nicht in einem Netz. Um ETCS fahr­zeug­sei­tig mit S‑Bahn-Zügen und stre­cken­sei­tig unab­hän­gig vom Regel­ver­kehr aus­gie­big tes­ten zu kön­nen, wird die Nut­zung des Stre­cken­ab­schnitts von Bad Cannstatt über die neue Sta­ti­on Mitt­nacht­stra­ße zum Haupt­bahn­hof (tief) erwo­gen, bevor Stutt­gart 21 in Betrieb genom­men wird.

Auf mei­ne kon­kre­te, noch­ma­li­ge Nach­fra­ge beschrieb die DB den Umfang des vor­ge­se­he­nen Ver­suchs kon­kre­ter:

“Wäh­rend der Test- und Inbe­trieb­nah­me­pha­se kann der gesam­te Regio­nal- und Fern­ver­kehr über die bis­he­ri­gen Stre­cken zum Haupt­bahn­hof Stutt­gart geführt wer­den. Dabei fah­ren S‑Bahn-Test­zü­ge stadt­ein­wärts über eine aus Gleis 1 in Bad Cannstatt aus­fä­deln­de Wei­che auf die neue Infra­struk­tur (über die neue Sta­ti­on Mitt­nacht­stra­ße). Die Ein­fä­de­lung die­ser S‑Bahn-Test­zü­ge erfolgt dann wie­der im Nord­kopf der bestehen­den Sta­ti­on Stutt­gart Haupt­bahn­hof (tief). Der Regio­nal- und Fern­ver­kehr kann voll­um­fäng­lich auf der bestehen­den Infra­struk­tur auf­recht­erhal­ten wer­den, wäh­rend auf der neu­en Infra­struk­tur die ETCS- Stre­cken­aus­rüs­tung und S‑Bahn-Fahr­zeu­ge umfas­send für den Betriebs­ein­satz erprobt wer­den. Aus Rich­tung Nord­bahn­hof ist die neue S‑Bahn-Infra­struk­tur in die­ser Pha­se noch nicht ange­bun­den. Von dort fah­ren die S‑Bahnen wie bis­her nach Stutt­gart Haupt­bahn­hof tief.” Letzt­lich soll der Ein­satz von ETCS in einem deut­lich grö­ße­ren, gegen­über bis­he­ri­gen Über­le­gun­gen aus­ge­wei­te­ten Teil des Net­zes, der sich von der Stamm­stre­cke zwi­schen Cannstatt und Schwab­stra­ße bis Zuffen­hau­sen, Flug­ha­fen und Böb­lin­gen erstreckt, unter­sucht wer­den. Bis Ende Okto­ber soll hier­über Klar­heit bestehen. Ange­strebt wird eine Finan­zie­rung aus För­der­pro­gram­men des Bun­des. Ers­te Finan­zie­rungs­ge­sprä­che mit dem Bund haben bereits statt­ge­fun­den.

Mein Ein­schät­zung:

Fast alle Hoff­nun­gen des hoff­nungs­los über­las­te­ten S‑Bahn-Net­zes ruhen auf ETCS. Der Bau eines zusätz­li­chen Tun­nels zur Ent­las­tung der Stamm­stre­cke ist unrea­lis­tisch. Umso wich­ti­ger ist daher, ers­tens das The­ma ETCS ener­gisch vor­an zu brin­gen, um die Zug­fol­ge­zei­ten zu ver­kür­zen. Zwei­tens braucht es ein durch­dach­tes Betriebs­kon­zept für die Gäu­bahn­stre­cke von Stutt­gart-Vai­hin­gen in die Innen­stadt hin­ein. Bei­des, ETCS für die S‑Bahn und die Gäu­bahn mit ergän­zen­den Bahn­an­ge­bo­ten, brau­chen wir, um die wach­sen­den Fahr­gast­zah­len bewäl­ti­gen zu kön­nen und wei­te­re Men­schen zum Umstieg auf die Bahn zu gewin­nen.