Junge Menschen verzichten immer häufiger auf den Führerschein

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12.09.2016Attractive caucasian girl showing her driver license

Anteil junger Menschen, die den Autoführerschein erwerben, sinkt in Baden-Württemberg nachhaltig – Daten seit dem Jahr 2001 erhoben und ausgewertet

Zusam­men mit mei­nen Mitarbeiter*innen unter­such­te ich für den Zeit­raum von 2001 bis 2015 die Füh­rer­schein­er­tei­lun­gen fürs Auto an die bis 21-jäh­ri­gen jun­gen Men­schen. Hier erho­ben wir die Daten für das Land Baden-Würt­tem­berg, die Stadt- und Land­krei­se der Regi­on Stutt­gart sowie den Ost­alb­kreis und den Land­kreis Hei­den­heim. Der lang­fris­ti­ge Trend ist deut­lich zu erken­nen: Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne machen immer sel­te­ner einen Füh­rer­schein.

Die fol­gen­de Gra­fik zeigt die Ent­wick­lung des Anteils der Füh­rer­schein­er­wer­ber (Klas­se B und BE) unter den jun­gen Men­schen in Baden-Würt­tem­berg und den genann­ten Stadt- und Land­krei­sen. Lan­des­weit ging der Anteil der jun­gen Men­schen, die den Füh­rer­schein erwar­ben, seit dem Jahr 2001 um über 30 Pro­zent zurück.

Rück­gän­ge der Antei­le jun­ger Men­schen beim Füh­rer­schein­er­werb (seit 2001, gerun­det):

Stutt­gart: 52 Pro­zent

Baden-Würt­tem­berg: 32 Pro­zent

Lud­wigs­burg: 29 Pro­zent

Böb­lin­gen: 27 Pro­zent

Hei­den­heim: 24 Pro­zent

Ess­lin­gen: 23 Pro­zent

Ost­alb­kreis: 21 Pro­zent

Göp­pin­gen: 21 Pro­zent

grafik

Alle unter­such­ten Land­krei­se zei­gen einen anhal­ten­den Abwärts­trend bei der Ertei­lung von PKW-Füh­rer­schei­nen an die 17- bis 21-Jäh­ri­gen auf. Die­se Ent­wick­lung erfolgt auch in eher länd­lich struk­tu­rier­ten Regio­nen.

Die Tat­sa­che, dass immer mehr jun­ge Men­schen dar­auf ver­zich­ten, einen Füh­rer­schein zu erwer­ben, macht grund­le­gen­de gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen deut­lich: Die emo­tio­na­le Bedeu­tung des Autos sinkt. Das Auto bleibt wich­tig, wird aber zuneh­mend als ein mög­li­ches Ele­ment ver­schie­de­ner, immer häu­fi­ger mit­ein­an­der kom­bi­nier­ter Ver­kehrs­mit­tel betrach­tet. Ver­stärkt wird die­se Ent­wick­lung durch die gestie­ge­nen Kos­ten für Füh­rer­schein und Auto. Der Trend zu höhe­ren Schul­ab­schlüs­sen und zum Stu­di­um führt aber zu einem zeit­lich ver­scho­be­nen Ein­stieg in den Beruf und damit wird das ers­te Ein­kom­men erst spä­ter erzielt. Zugleich wirkt sich der Aus­bau des ÖPNV aus. Hin­zu kommt, dass immer mehr Ange­bo­te für Leih­fahr­rä­der ent­ste­hen. Noch rela­tiv neu, aber gera­de unter jün­ge­ren Men­schen über­aus erfolg­reich am Markt sind die Fern­bus­se.

Die jun­gen Men­schen zei­gen, wie die Mobi­li­tät der Zukunft aus­sieht: Das Ziel, nicht das Ver­kehrs­mit­tel steht im Mit­tel­punkt. Je nach­dem, wie weit der Weg ist und ob etwas trans­por­tiert wer­den soll, wer­den mal das Auto und mal die Bahn, der Bus oder das Fahr­rad genutzt oder es wird gelau­fen. Das Smart­phone hilft dabei, alles zu ver­net­zen. So wird die Mit­fahr­ge­le­gen­heit orga­ni­siert, die geeig­ne­te Bus- und Bahn­ver­bin­dung bestimmt, das Fern­bus­ti­cket gekauft oder ein Fahr­rad aus­ge­lie­hen.

 

Politische Schlussfolgerungen

Mobi­li­tät muss auch jen­seits der Auto­mo­bi­li­tät gesi­chert und aus­ge­baut wer­den. Wich­ti­ger als der Aus­bau von Stra­ßen ist daher der Aus­bau der öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel, die ihre Zuver­läs­sig­keit ver­bes­sern müs­sen. Eben­so müs­sen mehr attrak­ti­ve Rad­we­ge­ver­bin­dun­gen und siche­re Fahr­rad­ab­stell­an­la­gen an zen­tra­len Orten wie Hal­te­stel­len des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs und an Bahn­hö­fen geschaf­fen wer­den.

Eine aus­führ­li­che Aus­wer­tung und detail­lier­te­re poli­ti­sche For­de­run­gen las­sen sich hier fin­den: ent­wick­lun­g_­fueh­rer­schein­er­tei­lun­gen-baden-wuert­tem­berg-mit-tabel­len