Mein Bahnjahr 2016 – Eine persönliche Bilanz

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30.12.2016blick-aus-fenster-3

142 Bahnfahrten – Zahlen und Erlebnisse

Seit Ende 2013 doku­men­tie­re ich jede Fern­ver­kehrs­fahrt mit der DB in mei­nem Bahn­ta­ge­buch. Die­ses ist eine Mischung aus sta­tis­ti­scher Erhe­bung und Unter­hal­tung. Es wird bewusst aus Sicht eines Fahr­gas­tes geschrie­ben.

Im Jahr 2016 hat­te ich 142 Fahr­ten mit Fern­zü­gen der DB, meist war ich mit dem ICE unter­wegs, sel­te­ner mit dem IC oder dem Nacht­zug und sehr sel­ten mit einem EC. Am häu­figs­ten pen­del­te ich zwi­schen Stutt­gart und Ber­lin hin und her. Auf die­ser Stre­cke bin ich in 2016 ein­mal geflo­gen. Hier die Ergeb­nis­se in Zah­len:

Pünkt­lich­keit und Anschluss­si­cher­heit

74 Pro­zent der Züge waren pünkt­lich (max. vier Minu­ten ver­spä­tet), die Pünkt­lich­keit hat sich gegen­über dem Vor­jahr ver­bes­sert. Die­se Daten stim­men in etwa mit den Anga­ben der DB über­ein.

Die durch­schnitt­li­che Ver­spä­tung ver­spä­te­ter Züge betrug 18 Minu­ten. 82 Pro­zent der Anschlüs­se zwi­schen Fern­zü­gen konn­te ich errei­chen. Auch dies ist eine Ver­bes­se­rung gegen­über dem Vor­jahr.

WLAN in den ICE

In 123 ICE-Zügen woll­te ich WLAN nut­zen, aber nur 27 Pro­zent aller ICE boten ein funk­tio­nie­ren­des bzw. brauch­ba­res WLAN. Sehr häu­fig (46 Pro­zent) war der Inter­net­zu­gang unbrauch­bar lang­sam oder brach immer wie­der ab. Gegen­über dem Vor­jahr stellt dies eine Ver­schlech­te­rung dar. Und das, obwohl WLAN in der ers­ten Klas­se den Fahr­gäs­ten bereits zum Jahr 2015 ver­spro­chen wor­den war!

Gas­tro­no­mie

Bei 51 Fahr­ten mit dem ICE woll­te ich mir etwas War­mes zum Essen bestel­len. In 78 Pro­zent der Züge bekam ich das gewünsch­te Essen. Bei mehr als jeder fünf­ten Fahrt war bei­spiels­wei­se die Küchen­tech­nik aus­ge­fal­len.

WC

92 Pro­zent der WC in den Zügen waren nutz­bar.

Platz­re­ser­vie­rung

81 Pro­zent der Züge ver­füg­ten über funk­tio­nie­ren­de Sitz­platz­re­ser­vie­run­gen.

Sons­ti­ges

Recht sel­ten zei­gen die digi­ta­len Wagen­stand­an­zei­ger (die an den Bahn­stei­gen hän­gen) die fal­sche Wagen­rei­hung an und noch sel­te­ner sind Türen an Fern­zü­gen gestört. Defek­te Türen sind das Pro­blem der Regio­nal­zü­ge.

Weshalb ich so gerne mit der Bahn fahre – Und was besser werden muss

Die Bahn ist ein Grun­de genom­men zuver­läs­si­ges Ver­kehrs­mit­tel. Die­ses Ver­kehrs­mit­tel kennt kei­ne Staus, da immer nur so vie­le Züge fah­ren kön­nen, wie das Netz kapa­zi­täts­mä­ßig ver­trägt. Wäre die Infra­struk­tur in einem guten Zustand und der Betrieb gut orga­ni­siert, käme es kaum zu Ver­spä­tun­gen, ver­pass­ten Anschlüs­sen oder gar Aus­fäl­len. Die Bahn ist außer­dem das Ver­kehrs­mit­tel, das den bes­ten Ser­vice ermög­licht: In wel­chem Ver­kehrs­mit­tel außer der Bahn kann man wäh­rend der Fahrt nach Belie­ben ins Restau­rant gehen, mit WLAN-Zugang arbei­ten, die Land­schaft an sich vor­bei­zie­hen sehen oder sich aus­ru­hen? Bei­des – Zuver­läs­sig­keit und Ser­vice – sind die Haupt­hand­lungs­fel­der, bei denen die Bahn bes­ser wer­den muss, um mehr Fahr­gäs­te zu gewin­nen.

Ich nut­ze mei­ne Rei­se­zei­ten in der Bahn fast durch­ge­hend zum Arbei­ten und häu­fig, um neben­bei etwas zu essen. Dabei beglei­tet mich das gute Gefühl, ein ver­hält­nis­mä­ßig umwelt­ver­träg­li­ches Ver­kehrs­mit­tel zu nut­zen.

In etwas mehr als drei Jah­ren, die ich nun Mit­glied des Bun­des­ta­ges bin, bin ich über 350mal mit Fern­zü­gen unter­wegs gewe­sen. Auf mei­ner „Stamm­stre­cke“ zwi­schen Stutt­gart und Ber­lin bin ich in die­ser Zeit zwei­mal geflo­gen und sonst mit der Bahn gereist.

Die Bahn muss aber bes­ser wer­den. Es muss mehr und geziel­ter in die Infra­struk­tur inves­tiert wer­den, um den Betrieb sta­bi­ler und weni­ger stör­an­fäl­lig gewähr­leis­ten zu kön­nen. Dazu braucht es auch ein bes­se­res Bau­stel­len­ma­nage­ment. Bau­stel­len wer­den all­zu häu­fig schlecht auf­ein­an­der abge­stimmt und unzu­rei­chend mit den Eisen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men kom­mu­ni­ziert. Und vie­les muss bei der DB bes­ser orga­ni­siert wer­den.

Zum WLAN, das sehr stark nach­ge­fragt wird und bei den Fahr­gäs­ten regel­mä­ßig zu Ver­är­ge­run­gen führt: Vie­le Rei­sen­de ent­schei­den sich für den Zug, weil sie die Rei­se­zeit – anders als ins­be­son­de­re im Auto – zum Arbei­ten nut­zen kön­nen. Daher ist WLAN (nach Pünkt­lich­keit und auf einer Ebe­ne mit der Gas­tro­no­mie) so wich­tig, um Fahr­gäs­te für die Bahn zu gewin­nen.

Und ähn­lich sieht es mit der Gas­tro­no­mie aus: Gera­de die Fahr­gäs­te, die zwei oder mehr Stun­den mit dem Zug unter­wegs sind, ver­las­sen sich dar­auf, dass sie an Bord essen kön­nen. Man spart sich die Zeit, zuvor oder danach in ein Restau­rant oder eine Kan­ti­ne zu gehen und will die Rei­se­zeit effi­zi­ent nut­zen.

Link zu mei­nem Bahn­ta­ge­buch: https://www.matthias-gastel.de/meine-fahrgast-erlebnisse-mit-der-deutschen-bahn/