29.05.2022
Testfahrt und Gespräche in Konstanz
In den kommunalen Busverkehren wird zunehmend auf batterieelektrische Antriebe gesetzt. Darüber sprach ich kürzlich in Freiburg und nun auch in Konstanz mit Verantwortlichen. Die Stadtwerke Konstanz, die neben den Geschäftsfeldern Energie und Wasser auch die Schiffsverkehre auf dem Bodensee betreiben, verantworten zudem die Busverkehre in der Stadt. Seit April dieses Jahres nennen die Stadtwerke sechs neue Elektrobusse ihr Eigen.
Langfristig soll die gesamte Busflotte umgebaut werden. Neue Dieselbusse werden bereits nicht mehr angeschafft. Da die E‑Flotte jährlich anwachsen soll, dürfte bis 2025 die Hälfte davon dekarbonisiert sein. Die sechs neuen Mercedes-Benz eCitaro-Busse ersetzten die gleiche Anzahl an Diesel-Bussen, fahren auf zwei Linien und haben eine Reichweite von mindestens 250 Kilometern – diese wird vom Hersteller garantiert. Für die Linien, auf denen bis zu 350 Kilometer am Tag gefahren wird, ist die derzeit verfügbare Reichweite noch nicht ausreichend. In den Bussen finden jeweils 76 Fahrgäste Platz. Die Ladung der Festkörperbatterien, die in Frankreich auf Basis eines Lithium-Metall-Polymers ohne Verwendung von Kobalt und ohne Nickel hergestellt wurden, erfolgt mit Ökostrom über Nacht im Depot, wofür eine eigene Ladeinfrastruktur errichtet wurde. Auf Zwischenladen soll aus Kostengründen und dem vielerorts fehlenden Platz für die Ladeinfrastruktur verzichtet werden.
Die Stadtwerke betonen, dass die E‑Busse sowohl zum Klima- als auch zum Lärmschutz beitragen und dadurch die Lebensqualität für die Menschen in Konstanz verbessern. Die Rückmeldungen der Fahrgäste seien durchweg positiv und die Fahrer*innen seien ebenfalls gerne mit den E‑Bussen unterwegs.
Hintergrund
Die Kosten für die sechs E‑Busse und die zugehörige Ladeinfrastruktur betrugen rund fünf Millionen Euro. Vom Bund und dem Land gab es hierfür hohe Zuschüsse. Zu den Betriebskosten können die Stadtwerke wegen der noch zu kurzen Erfahrungszeit keine konkreten Aussagen machen. Sie gehen davon aus, dass den deutlich höheren Anschaffungskosten geringere Betriebskosten gegenüber stehen, da Strom nicht so teuer wie Diesel sei und auch die Wartungskosten geringer ausfallen müssten. Zum Laden der Bus-Akkus schreiben die Stadtwerke: Die Netto-Nachladezeit beträgt, je nach Restkapazität in der Batterie, vier bis sechs Stunden. Kurz vor Betriebsbeginn werden die Fahrzeuge vorkonditioniert, d.h. im Sommer gekühlt bzw. im Winter geheizt. Dies schont zum einen die Batterie und erhöht die Reichweite des Busses, sorgt zum anderen aber auch für deutlich mehr Komfort für unsere Fahrgäste und das Fahrpersonal. Vor Ort wurde uns erläutert, dass die Busse für den Fall sehr tiefer Temperaturen im Winter zusätzlich über eine mit Diesel betriebene Zusatzheizung verfügen.
Auf die Batterien werden acht Jahre Garantie gewährt, es wird von einer Lebensdauer von 10 Jahren ausgegangen.