„Risiko zweiter Corona-Welle ist real“
Wie ist das Corona-Risiko aktuell einzuschätzen? Ist es vertretbar, dass die Schulen wieder weitgehend normal öffnen? Kommt die zweite Welle? Diese und weitere Fragen haben wir mit dem Freiburger Infektiologen Prof. Kern in einer öffentlichen Videokonferenz diskutiert.
Gemeinsam mit meiner Landtagskollegin Andrea Lindlohr und dem Landtagskollegen Andreas Schwarz hatte ich dazu eingeladen. Meine Intention war und ist, das Handeln der Politik und deren Beratung transparent zu machen. Prof. Kern gehört dem Expertengremium an, das die Landesregierung berät. Damit wird deutlich, dass Politik sich keineswegs, wie immer wieder unterstellt wird, ausschließlich dem RKI oder Prof. Drosten folgen würde. Wobei, so Prof. Kern auf meine Frage, die Fachleute aus der Wissenschaft in der Bewertung der Risiken durch das Virus nicht weit auseinander liegen würden. Noch gebe es aber zu wenige Untersuchungen und zu manchen wichtigen Fragestellungen keine gesicherten Erkenntnisse. Dies gelte beispielsweise für die Immunität nach einer Infektion. Völlig klar sei aber, so der leitende Arzt, dass Corona auch in Deutschland zu einer eindeutigen Übersterblichkeit geführt habe.
Momentan befinde man sich in Deutschland in keiner problematischen Lage mehr. Sollte jedoch eine zweite Welle auf uns zukommen, so wäre eine Antwort auf die Immunitäts-Frage sehr hilfreich. Wie wahrscheinlich ist eine solche Welle? Das Risiko sei nicht quantifizierbar. Die Gefahr sei aber real, was die gegenwärtige Entwicklung in Israel zeige. Spannend sei, was nach der Rückreise vieler Menschen aus dem Urlaub geschehe. Man sei jedenfalls auf einen erneuten Infektionsausbruch deutlich besser vorbereitet als im März. Allerdings könne im Herbst und Winter eine erneute Ausbreitung der Coronaviren zeitlich zusammen treffen mit anderen Erkrankungen wie der Grippe, was dann das Gesundheitswesen besonders fordern könnte.
Wichtig sei, weiterhin Abstand zu halten und dort, wo dies wie in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht immer möglich sei, die Maske getragen werde. Auch Visiere seien geeignet, um die Übertragung der Viren zu bremsen. In Schulen komme es auf das Abstand halten und gutes Lüften an. Auch hier könne in bestimmten Situation die Maske helfen.
Fragen aus dem Publikum bezogen sich häufig auf die zunehmende Normalisierung in den Schulen und die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten.
Schade übrigens, dass sich niemand von den „Corona-Zweifelnden“, die uns gerne mit Mails konfrontieren, beteiligt hat. Diese bleiben wohl lieber unter sich und meiden den wissenschaftlichen Diskurs.
Ich führe diesen Diskurs gerne weiter. Aktuell spreche ich mit Virologen aus der Umgebung, um mir deren Meinung zur Pandemie und dem Umgang damit einzuholen.