Stand 25. Juni 2014
„Abends einsteigen, entspannt ankommen und mehr vom Tag genießen.“ So wirbt die Deutsche Bahn AG (DB) für ihre 17 Nachtzugangebote. Doch wie lange noch? Die DB überdenkt derzeit ihr Nachtzugkonzept – auch eine Ausdünnung der Angebote bis hin zu deren Einstellung ist nicht ausgeschlossen.
Angeblich sei der Betrieb der Nachtzüge nicht wirtschaftlich. Der zunehmende Wettbewerb durch Billigflieger, aber auch das mit Hilfe neuer Hochgeschwindigkeitsstrecken beschleunigte ICE-Angebot tagsüber, verändere das Reiseverhalten. Der Bundesrechnungshof habe daher die DB AG aufgefordert, das nächtliche Angebot auf eine wirtschaftliche Grundlage zu stellen – oder es einzustellen. So die Ausführungen von Bahnchef Rüdiger Grube bei der Vorstellung des neuen Wettbewerbsberichtes im Juni 2014. In einem Antwortschreiben an Matthias Gastel, MdB (Grüne), wird der Konzern konkreter: Aufgrund der „schwierigen wirtschaftlichen Lage“ und der schwierigen Fahrzeugsituation überdenke die DB Fernverkehr AG derzeit die strategische Ausrichtung des Nachtreiseverkehrs ganzheitlich. Die Nachtzüge seien knapp und altersbedingt nicht immer zuverlässig verfügbar. So räumt die DB ein, dass durch nicht vorhersehbare Fahrzeugausfälle Kunden immer wieder nicht das von ihnen reservierte Abteil vorfänden und dies dann zu Kundenunzufriedenheit führe. Ziel, so die DB, sei es, den Nachtreiseverkehr zukunftsfähig zu machen. Genaueres könne man aber derzeit noch nicht sagen. Daher sei gegenwärtig auch noch keine Aussage darüber möglich, ob neue bzw. zusätzliche Fahrzeuge für den Nachtbetrieb angeschafft würden. Konkreter wird die DB in Sachen Gastronomiekonzept in den Nachtzügen: Für die abgeschafften Speisewagen werde ein Abteilverkauf von – auch warmen – Speisen und Getränken angeboten.
Die Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzt sich für den Erhalt der Nachtzüge ein. Anstatt die neu aufkommende Konkurrenz durch die Nacht-Fernbusse zu beklagen sollte die DB ihr Konzept marktgerecht weiter entwickeln. Die hohe Auslastung auf manchen Strecken und die starke Nachfrage zumindest im Bereich der Einzelabteile sprechen dafür. Außerdem lässt sich die Schieneninfrastruktur über den Tag betrachtet besser auslasten. Und Umweltgesichtspunkte sind ohnehin zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Pluspunkt für die Schiene.