Neu, aber bereits etabliert: Wohnen für Menschen mit Behinderung in Plattenhardt

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28.01.2018

Enger Wohnungsmarkt hohe Hürde für Fachkräftesuche

Vor eini­gen Jah­ren hat die Dia­ko­nie Stet­ten e.V. in mei­nem Wohn­ort Fil­der­stadt-Plat­ten­hardt einen Wohn­ver­bund für Men­schen mit Behin­de­rung errich­tet. Als Kom­mu­nal­po­li­ti­ker hat­te ich das (damals nicht unum­strit­te­ne) Bau­pro­jekt in der Pla­nungs­pha­se beglei­tet. Nun habe ich mir die inzwi­schen im Ort eta­blier­te Ein­rich­tung ange­schaut.

Der Kom­mu­na­le Wohn­ver­bund Fil­der­stadt bie­tet für ins­ge­samt 36 erwach­se­ne Men­schen mit geis­ti­ger und/oder mehr­fa­cher Behin­de­rung und auch psy­chisch Erkrank­te einen sta­tio­nä­ren Wohn­platz an. Dazu kom­men im ambu­lant betreu­ten Woh­nen wei­te­re Plät­ze für Ein­zel­woh­nen, Paar­woh­nen oder Wohn­ge­mein­schaf­ten. Die Woh­nun­gen befin­den sich an ver­schie­de­nen Stand­or­ten in Fil­der­stadt. Das sta­tio­nä­re Woh­nen – am Über­gang zwi­schen einem Wohn- und einem Gewer­be­ge­biet gele­gen – glie­dert sich in zwei Wohn­grup­pen mit je 12 Kli­en­tin­nen und Kli­en­ten und eine Appar­te­ment­an­la­ge mit zwölf Wohn­plät­zen. Alle Zim­mer sind bar­rie­re­frei und so aus­ge­stat­tet, dass sie sowohl für mobi­le als auch für pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen geeig­net sind. Die Betreu­ung ist rund um die Uhr gewähr­leis­tet. Inten­siv Pfle­ge­be­dürf­ti­ge müs­sen jedoch in die Stam­mein­rich­tung oder ein Pfle­ge­heim umzie­hen.

An Fach­kräf­ten kom­men Sozi­al­päd­ago­gen, Erzie­he­rin­nen und Heilerziehungspfleger/innen zum Ein­satz. Ger­ne wür­de die Ein­rich­tung auch Pfle­ge­fach­kräf­te (Alten-/Kran­ken­pfle­ger/in­nen) beschäf­ti­gen, die­se las­sen sich aber auf dem Arbeits­markt kaum fin­den. Als Haupt­pro­blem bei der Arbeits­kräf­te­ge­win­nung wur­de mir im Gespräch genannt, dass der Woh­nungs­markt zu wenig bezahl­ba­ren Wohn­raum her­gibt. Dies sei gera­de für Assis­tenz­kräf­te wie jun­ge Men­schen, die das Frei­wil­li­ge Sozia­le Jahr absol­vie­ren wol­len, eine beson­de­re Hür­de.

Ergänzt wird das Wohn- durch ein För­der- und Beschäf­ti­gungs­an­ge­bot (FuB) mit 18 Plät­zen. Als wir beim Haus­rund­gang durch die­sen Bereich (in dem das Foto ent­stan­den) ist kamen, wur­de dort gera­de gesun­gen.

Arbeits­mög­lich­kei­ten wer­den in umlie­gen­den Werk­stät­ten ange­bo­ten, mit denen die Wohn­ein­rich­tung koope­riert. Dazu gehö­ren die Karl-Schu­bert-Werk­stät­ten (eben­falls mit Sitz in Fil­der­stadt, Schwer­punkt eher im krea­ti­ven Bereich) und die Werk­stät­ten im Stutt­gar­ter Stadt­teil Fasa­nen­hof (Schwer­punkt Pro­duk­ti­on, u. a. für die Auto­mo­bil­in­dus­trie). Die Men­schen mit Behin­de­rung errei­chen die Werk­stät­ten in Abhän­gig­keit ihrer Leis­tungs­fä­hig­keit ent­we­der mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln oder mit dem Fahr­dienst.

Der Wohn­ver­bund ist ein Selbst­ver­sor­ger­haus. Dies bedeu­tet, dass vor Ort gekocht (zen­tral im Haus oder dezen­tral in den Apart­ments) und die Wäsche gewa­schen wird.

Beson­ders freu­te mich es zu hören, dass sich die Nach­bar­schaft mit den Men­schen im angren­zen­den Wohn­ge­biet genau­so posi­tiv wie die zu den Betrie­ben im Gewer­be­ge­biet ent­wi­ckelt hat. Enge Kon­tak­te wer­den ins­be­son­de­re zur evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de und dem ört­li­chen Lie­der­kranz gepflegt. „Plat­ten­hardt ist für unse­re Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner zur Hei­mat gewor­den“, so Haus­lei­ter Lang.