Enger Wohnungsmarkt hohe Hürde für Fachkräftesuche
Vor einigen Jahren hat die Diakonie Stetten e.V. in meinem Wohnort Filderstadt-Plattenhardt einen Wohnverbund für Menschen mit Behinderung errichtet. Als Kommunalpolitiker hatte ich das (damals nicht unumstrittene) Bauprojekt in der Planungsphase begleitet. Nun habe ich mir die inzwischen im Ort etablierte Einrichtung angeschaut.
Der Kommunale Wohnverbund Filderstadt bietet für insgesamt 36 erwachsene Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung und auch psychisch Erkrankte einen stationären Wohnplatz an. Dazu kommen im ambulant betreuten Wohnen weitere Plätze für Einzelwohnen, Paarwohnen oder Wohngemeinschaften. Die Wohnungen befinden sich an verschiedenen Standorten in Filderstadt. Das stationäre Wohnen – am Übergang zwischen einem Wohn- und einem Gewerbegebiet gelegen – gliedert sich in zwei Wohngruppen mit je 12 Klientinnen und Klienten und eine Appartementanlage mit zwölf Wohnplätzen. Alle Zimmer sind barrierefrei und so ausgestattet, dass sie sowohl für mobile als auch für pflegebedürftige Menschen geeignet sind. Die Betreuung ist rund um die Uhr gewährleistet. Intensiv Pflegebedürftige müssen jedoch in die Stammeinrichtung oder ein Pflegeheim umziehen.
An Fachkräften kommen Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Heilerziehungspfleger/innen zum Einsatz. Gerne würde die Einrichtung auch Pflegefachkräfte (Alten-/Krankenpfleger/innen) beschäftigen, diese lassen sich aber auf dem Arbeitsmarkt kaum finden. Als Hauptproblem bei der Arbeitskräftegewinnung wurde mir im Gespräch genannt, dass der Wohnungsmarkt zu wenig bezahlbaren Wohnraum hergibt. Dies sei gerade für Assistenzkräfte wie junge Menschen, die das Freiwillige Soziale Jahr absolvieren wollen, eine besondere Hürde.
Ergänzt wird das Wohn- durch ein Förder- und Beschäftigungsangebot (FuB) mit 18 Plätzen. Als wir beim Hausrundgang durch diesen Bereich (in dem das Foto entstanden) ist kamen, wurde dort gerade gesungen.
Arbeitsmöglichkeiten werden in umliegenden Werkstätten angeboten, mit denen die Wohneinrichtung kooperiert. Dazu gehören die Karl-Schubert-Werkstätten (ebenfalls mit Sitz in Filderstadt, Schwerpunkt eher im kreativen Bereich) und die Werkstätten im Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof (Schwerpunkt Produktion, u. a. für die Automobilindustrie). Die Menschen mit Behinderung erreichen die Werkstätten in Abhängigkeit ihrer Leistungsfähigkeit entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrdienst.
Der Wohnverbund ist ein Selbstversorgerhaus. Dies bedeutet, dass vor Ort gekocht (zentral im Haus oder dezentral in den Apartments) und die Wäsche gewaschen wird.
Besonders freute mich es zu hören, dass sich die Nachbarschaft mit den Menschen im angrenzenden Wohngebiet genauso positiv wie die zu den Betrieben im Gewerbegebiet entwickelt hat. Enge Kontakte werden insbesondere zur evangelischen Kirchengemeinde und dem örtlichen Liederkranz gepflegt. „Plattenhardt ist für unsere Bewohnerinnen und Bewohner zur Heimat geworden“, so Hausleiter Lang.