Auch NBS Wendlingen-Ulm ohne Güterverkehr?
Man kann schon von vorsätzlicher Täuschung sprechen: Wie Projektkritiker befürchtet hatten, fährt auf der milliardenteuren Neubaustrecke zwischen München und Berlin kein Güterverkehr. In der Wirtschaftlichkeitsberechnung wurden diese Züge aber einkalkuliert.
Von 70 Güterzügen pro Richtung und Tag war man ausgegangen. Mehr als ein Jahr nach der durchgehenden Eröffnung der Strecke wurde aber noch kein einziger davon gesichtet. Dies musste die Bundesregierung auf unsere Anfrage hin einräumen. Ein Grund: Die Trasse ist mit einer Steigung von bis zu 20 Promille zu steil. Ohne Güterzüge dürfte die Wirtschaftlichkeit der 10 Milliarden Euro teuren Strecke dahin sein.
Die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm, die sich derzeit im Bau befindet, weist sogar eine Steigung von bis zu 35 Promille auf – mehr als die bestehende Strecke durchs Filstal und über die Geislinger Steige. Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung wurden einst 40 Güterzüge einkalkuliert und später auf 16 herunterkorrigiert. Ist das realistisch? Werden dort überhaupt einmal Güterzüge fahren können? Ich habe dies im Verkehrsausschuss und mittels einer Anfrage an die Bundesregierung thematisiert. Antwort der Bundesregierung: Wir gehen davon aus. Begründet wird der Optimismus nicht.
Fazit: Die teuren Neubaustrecken wurden mit fiktiven Güterzügen schöngerechnet. Wären sie konsequent alleine für den Personenverkehr konzipiert worden, hätten sie kostengünstiger realisiert werden können.