Foto vom Sommer 2015: Die Neubaustrecke auf der Schwäbischen Alb im Bau, rechts die Autobahn A 8
28.06.2016
Stuttgart 21 –NBS Wendlingen-Ulm nach Fertigstellung in Betrieb nehmen
Der Bau der Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm liegt nach Aussagen der Deutschen Bahn gut im Zeitplan. Beim Projekt Stuttgart 21 wird hingegen mit weiteren Verzögerungen gerechnet. Daher ist die Frage nach einer Inbetriebnahme der Neubaustrecke ggf. auch ohne Stuttgart 21 und die Anbindung über die bestehende Neckartalstrecke (Wendlingen – Plochingen – Esslingen – Stuttgart) – sowie die eingleisige Güterzugkurve bei Wendlingen naheliegend. Diese Frage habe ich in der letzten Woche sowohl Bahnchef Rüdiger Grube als auch der Bundesregierung gestellt.
Antwort von Rüdiger Grube in der Sitzung des Bundestags-Verkehrsausschusses am 22. Juni
Die Neubaustrecke und S 21 sollen gleichzeitig fertiggestellt werden. Die DB macht sich keine Gedanken über eine andere Situation.
Antwort der Bundesregierung auf die mündliche Frage in der Fragestunde am 22. Juni
Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Aussagen der DB, wonach beide Projekte gleichzeitig fertiggestellt werden, „ernst zu nehmen“ sind.
Zugleich weist sie aber darauf hin, dass “ein großer Teil der Tunnelbauwerke” für die Neubaustrecke bereits vollendet seien.
Meine Bewertung:
“Die Deutsche Bahn verkündet einerseits, bei der Neubaustrecke gut im Zeitplan zu liegen, bei Stuttgart 21 hingegen auf einem immer zeitkritischeren Pfad unterwegs zu sein. Andererseits antwortet sie auf meine Nachfragen, beide Projekte sollten gleichzeitig fertiggestellt werden. Das ist widersprüchlich und unglaubwürdig hoch drei. Dass die Bundesregierung argumentativ auf diesen Zug aufspringt macht die Sache nicht besser. Fakt bleibt: Die Verantwortlichen müssen sich darauf einstellen, dass die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm mindestens ein, vielleicht aber auch mehrere Jahre vor dem Tiefbahnhof in Stuttgart errichtet sein wird. Daher dürfen sich die DB und die Bundesregierung nicht mehr länger vor einer eindeutigen Aussage darüber drücken, ob dann die Neubaustrecke vorläufig über die bestehende Neckartalbahn und die neue eingleisige Güterzugkurve angebunden wird. Die dadurch mögliche Fahrtzeitverkürzung im Fernverkehr zwischen Stuttgart und Ulm darf den Fahrgästen nicht vorenthalten bleiben. Von der DB und der Bundesregierung erwarte ich klare Antworten auf zwei Fragen. Erstens: Werden sie auf eine künstliche Verlangsamung der Bauarbeiten an der Neubaustrecke verzichten und die Neubaustrecke zügig festigstellen? Zweitens: Wird die Neubaustrecke nach ihrer Fertigstellung und der Erteilung der Betriebserlaubnis für den Fernverkehr freigegeben, auch wenn Stuttgart 21 erst später in Betrieb geht? Ich will keinen BER II mit einer längst fertiggestellten Bahnstrecke, auf der Leerzüge zur Belüftung der Tunnel fahren müssen und für hohe Betriebskosten sorgen, die Fahrgäste aber keinen Nutzen haben.”