09.10.2020
Bundestags-Praktikant berichtet
Mein fünfwöchiges Praktikum begann vor einer Pforte des Jakob Kaiser Hauses. Ich traf Matthias schon vorm Eingang und so nahm er mich direkt mit rein. Die Arbeitswoche beginnt immer mit einer kurzen Teambesprechung und so konnte ich gleich zu Beginn alle KollegInnen kennenlernen. Die Stimmung im Team ist sehr herzlich und so wurde ich auch aufgenommen. Die Zeit, in die mein Praktikum fiel, stand ganz unter den Gegebenheiten der Corona-Pandemie, weshalb einige Eindrücke nur über den Bildschirm während verschiedenen Online-Meetings gewonnen werden konnten. Auch wenn ich die Einschränkungen und verpassten Möglichkeiten natürlich bedauere, so kann ich doch von mir behaupten der erste Praktikant zu sein, der ab und zu im Home-Office arbeitete.
Bei Matthias im Büro dreht sich alles ums Thema Bahn und man merkt mit welcher Hingabe und Fachwissen an einer klimagerechteren Mobilität gearbeitet wird. Wer sich also als Praktikant beim Thema Bahn bereits gut auskennt, hat einen klaren Vorteil, wer nicht, wird umso mehr dazu lernen.
Die Aufgaben im Praktikum erstrecken sich von Recherche über Zuarbeit bei der Beantwortung von Bürgerpost oder Stellungnahmen, umfassen aber auch das natürlich weniger aufregende Aktualisieren von Mailverteilern. Hauptsächlich aber liegt der eigentliche Sinn des Praktikums darin, Einblicke in die Arbeitsweise von Parlament und Abgeordneten zu erlangen. So begleitet man bei Terminen, hört bei Gesprächen mit verschiedenen Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft oder der Presse zu. Man ist aber auch bei Treffen der MitarbeiterInnen anderer Büros dabei, oder kann mit etwas Glück Fraktionssitzungen, Ausschusssitzungen oder spannende Debatten im Plenum verfolgen. Es sind aber auch die eher beiläufigen Beobachtungen innerhalb des Bundestages, die einen die Funktionsweise dieses Hauses besser verstehen lassen. Wie gehen PolitikerInnen untereinander um, wenn keine Presse dabei ist? Welche VertreterInnen der Parteien scheinen besonders kompetent, fleißig oder sympathisch? Wie werden parteipolitische Positionen erarbeitet? All diese Fragen lassen sich natürlich nur subjektiv nach eigenen Eindrücken beantworten, weshalb für jeden politisch Interessierten ein solches Praktikum lohnend ist. Kleiner Spoiler: Die AfD tritt genauso auf, wie man es aus den Medien gewohnt ist und die VertreterInnen (hier ließe sich das Gendern fast sparen) verrieten ihre Gesinnung meist schon dadurch, dass sie immer die einzigen waren, die sich ohne Mundschutz im Haus bewegten.
Ich habe während der verhältnismäßig kurzen Zeit enorm viel mitnehmen können und bin dem Team und Matthias sehr dankbar dafür, mir diese Möglichkeit gegeben zu haben. Das Praktikum ist also in jedem Fall empfehlenswert, natürlich wegen der vielen Erfahrungen, aber auch allein schon wegen dem Gefühl sich mit Hausausweis frei im Herzstück der bundesdeutschen Demokratie bewegen zu können.
Niclas Seidlitz