Rede zum Unabhängigkeitstag der Ukraine

Lie­be Men­schen aus der Ukrai­ne,

lie­be Freun­din­nen und Freun­de der Men­schen in der Ukrai­ne,

seit 10 Jah­ren hält Russ­land die Krim besetzt,

seit 2,5 Jah­ren führt Russ­land Krieg gegen die gesam­te Ukrai­ne.

Unse­re Soli­da­ri­tät gilt von Anfang an den Men­schen in der Ukrai­ne.

Deutsch­land wackelt nicht bei sei­ner huma­ni­tä­ren und mili­tä­ri­schen Unter­stüt­zung. Es wird aber schwie­ri­ger.

Die­je­ni­gen, denen das anhal­ten­de Unrecht eines Angriffs­krie­ges gleich­gül­tig ist wer­den lau­ter. Die­je­ni­gen, die Ver­ant­wort­lich­kei­ten für den Krieg im Wes­ten sehen wol­len, wer­den mehr. Inzwi­schen gibt es zwei bei Wah­len aus­sichts­rei­che Par­tei­en, die sich erst gar nicht um Distanz zum Kreml bemü­hen. Die­se Par­tei­en ste­hen dem Kreml näher als dem Inter­es­se an Frie­den und Frei­heit in der Ukrai­ne.

Wir alle müs­sen also ange­sichts der Ver­un­si­che­run­gen mehr erklä­ren.

Der frü­he­re Prä­si­dent Russ­lands und jet­zi­ge stv. Vor­sit­zen­de des rus­si­schen Sicher­heits­ra­tes, Med­wed­jew, sag­te in die­ser Woche: Es wer­de kei­ne Ver­hand­lun­gen mit der Ukrai­ne geben, viel­mehr wer­de „der Feind voll­stän­dig ver­nich­tet“. So viel zur For­de­rung, man müs­se ver­han­deln. Russ­land will nicht ver­han­deln – und schon mal gar nicht sich an Ver­ein­ba­run­gen hal­ten. Natür­lich muss man ver­han­deln. Den Zeit­punkt und die Bedin­gun­gen kann aber allein die Ukrai­ne bestim­men. Sie soll­te dies aus einer Situa­ti­on der Stär­ke her­aus tun. Da mischen wir uns nicht ein. Denn die Ukrai­ne ist ein sou­ve­rä­ner Staat. Das gilt heu­te, am Tag der Unab­hän­gig­keit. Das gilt auch dar­über hin­aus.

Putin führt einen Krieg in impe­ria­lis­ti­scher Absicht. Er will sich ande­re Län­der oder Lan­des­tei­le ein­ver­lei­ben und in die Geschichts­bü­cher sei­nes Lan­des ein­ge­hen als Prä­si­dent, unter dem Russ­land wie­der grö­ßer und stär­ker gewor­den ist. Das dür­fen wir nicht zulas­sen!

Es muss auch die­je­ni­gen, die glau­ben, von Russ­land wür­de kei­ne Gefahr aus­ge­hen, nach­denk­lich stim­men, dass mit Finn­land und Schwe­den zwei bis­her neu­tra­le Staa­ten der Nato bei­getre­ten sind. Sie füh­len sich bedroht. Bedroht durch Putins Russ­land. Bedroht auch des­halb, weil Putin an ver­schie­de­nen Län­der­gren­zen zün­delt. Wir dür­fen es nicht zulas­sen, dass Russ­land sei­nen Ein­fluss in den Wes­ten aus­wei­tet. Ein­fluss Russ­lands bedeu­tet Unfrei­heit, Unter­drü­ckung von Min­der­hei­ten, Unter­drü­ckung von Mei­nungs- und Pres­se­frei­heit – und das Ende von Rechts­staat­lich­keit.

Unser Euro­pa ist ein ande­res! Es ist demo­kra­tisch und rechts­staat­lich. Es ist fried­lich. Es ver­tei­digt aber auch sich, sei­ne Wer­te und die­je­ni­gen, die die­se Wer­te tei­len! Es ver­tei­digt sich gegen Angrif­fe, es unter­stützt die Ukrai­ne, die von Russ­land ange­grif­fen wird. Wenn wir die Ukrai­ne unter­stüt­zen, dann ver­tei­di­gen wir auch uns. Um die­se Unter­stüt­zung zu finan­zie­ren, soll­ten auch die Erlö­se aus ein­ge­fro­re­nen Ver­mö­gen der Putin-Ver­ste­her ver­wen­det wer­den. Wir ver­tei­di­gen das, was die Stär­ke unse­res Lan­des und Euro­pas aus­macht: Demo­kra­tie, Rechts­staat­lich­keit und das fried­li­che Mit­ein­an­der. Das geben wir nicht preis!