Regionalverkehr und seine Probleme

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

Unpünkt­li­che Fran­ken­bahn.

26.02.2018

Gespräch mit DB Regio

Eini­ge der Regio­nal­ver­keh­re in Baden-Würt­tem­berg fal­len seit län­ge­rem wegen Ver­spä­tun­gen und Zug­aus­fäl­len auf. Ich habe mit David Welt­zi­en, Vor­sit­zen­der der Regio­nal­lei­tung von DB Regio Baden-Würt­tem­berg, und Bern­hard Weis­ser, Chef Qua­li­täts­of­fen­si­ve Baden-Würt­tem­berg, gespro­chen und mit ihnen die Pro­ble­me auf den Schie­nen­stre­cken im Land dis­ku­tiert.

Das Haupt­pro­blem auf der Fran­ken­bahn (Stutt­gart – Heil­bronn – Würz­burg) zeigt sich in einem hohen Maß von Zug­aus­fäl­len im Los  2, das heißt bei den Regio­nal­bahn­ver­bin­dun­gen Stuttgart-Osterburken(-Lauda). Die­se sind laut DB Regio größ­ten­teils selbst­ver­schul­det. Eine Ursa­che hier­für ist eine ange­spann­te Per­so­nal­si­tua­ti­on bei den Lok­füh­rern im Land und die schon in den Medi­en genann­ten „Moti­va­ti­ons­pro­ble­me“, weil vie­le Lok­füh­rer sich Gedan­ken machen, wie es für sie beruf­lich wei­ter­geht, nach­dem die DB im Bie­ter­ver­fah­ren um die „Stutt­gar­ter Net­ze“ ver­lo­ren hat. Kün­di­gun­gen wird es bei DB Regio des­halb nicht geben. Die Lok­füh­rer haben viel­fäl­ti­ge Alter­na­ti­ven. Sie kön­nen zum Bei­spiel zukünf­tig für die S‑Bahn Stutt­gart oder Stadt­bahn Heil­bronn fah­ren oder in ande­re Net­ze der DB Regio Baden-Würt­tem­berg oder DB Regio AG in Deutsch­land wech­seln. Auch Wech­sel zu den neu­en Anbie­tern Abel­lio oder Go Ahead sind mög­lich.

Die DB Regio wirkt den Pro­ble­men auf der Fran­ken­bahn und ande­ren Stre­cken ent­ge­gen mit 135 neu­en Trieb­fahr­zeug­füh­rern für Würt­tem­berg, die 2017 und 2018 ihre Aus­bil­dung begon­nen haben/beginnen. Außer­dem gibt es ein Pro­gramm mit finan­zi­el­len Anrei­zen für die Lok­füh­rer, ihre aktu­el­len Ver­trä­ge zu erfül­len.

Ein wei­te­res Pro­blem, das auf der ver­kehr­lich hoch­be­las­te­ten Fran­ken­bahn für Ver­spä­tun­gen sorgt, ist ein 3,7 Kilo­me­ter lan­ger ein­glei­si­ger Abschnitt zwi­schen Zütt­lin­gen und Möck­mühl. Hier wür­de ein Aus­bau – auch nach Ein­schät­zun­gen von DB Regio – für Ent­span­nung sor­gen. Er wür­de nach Schät­zun­gen aus 2013 knapp über 20 Mio. € kos­ten und wur­de vom Land Baden-Würt­tem­berg für den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan bean­tragt, aber von der letz­ten schwarz-roten Bun­des­re­gie­rung nicht auf­ge­nom­men.

Auf der Fils­tal­bahn (Stutt­gart – Ulm) sind im Ver­gleich zur Fran­ken­bahn die Ver­spä­tun­gen das grö­ße­re Pro­blem, das dort nicht so ein­fach zu lösen ist. Haupt­ur­sa­che ist ein sehr enger Fahr­plan mit einer Mischung aus Zügen des Regio­nal- und Fern­ver­kehrs sowie­Gü­ter­zü­gen. Der Fern­ver­kehr kommt dabei oft schon ver­spä­tet auf die Fils­tal­bahn und zer­stört so das Fahr­plan­ge­fü­ge. Im Stör­fall kommt die vor­han­de­ne Infra­struk­tur, zumal die­se in den letz­ten bei­den Jahr­zehn­ten zurück gebaut wur­de, an ihre Gren­zen (sie­he dazu auch mei­nen Gast­kom­men­tar in der Süd­west Pres­se: https://www.swp.de/suedwesten/staedte/geislingen/titel-24821530.html). Dazu trägt auch bei, dass die Glei­se am Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof im Zuge der Bau­ar­bei­ten zu S21 redu­ziert wur­den und es dadurch noch häu­fi­ger zu Kon­flik­ten zwi­schen aus­fah­ren­den Zügen kommt.

Eine Ver­bes­se­rung wur­de in Zusam­men­ar­beit mit dem Land Baden-Würt­tem­berg durch Maß­nah­men wie klei­ne Fahr­zeit­an­pas­sun­gen und die soge­nann­te über­schla­ge­ne Wen­de erreicht. Dabei war­tet am jewei­li­gen End­bahn­hof schon der Zug in die Gegen­rich­tung und kann pünkt­lich abfah­ren. Er ist dadurch unab­hän­gig vom ankom­men­den Zug und des­sen even­tu­el­len Ver­spä­tun­gen. Dadurch konn­te die Über­tra­gung von Ver­spä­tun­gen auf der Fils­tal­bahn deut­lich redu­ziert wer­den. Dies zeigt sich in den Ver­spä­tungs­wer­ten: In den ers­ten Wochen 2018 lag die Pünkt­lich­keit durch­schnitt­lich bei 84 % im Ver­gleich zu 78 % im Jahr 2017.

Außer­dem konn­te mir die DB mit­tei­len, dass sich die Fahr­zeug­si­tua­ti­on ver­bes­sert. In der Ver­gan­gen­heit waren meh­re­re Stre­cken im Land von feh­len­den oder teil­wei­se defek­ten Fahr­zeu­gen betrof­fen. Unter ande­rem auf der Süd­bahn (Ulm-Fried­richs­ha­fen) kam es zu über­füll­ten Zügen und auf der Brenz­bahn (Ulm – Hei­den­heim – Aalen) sind teil­wei­se nicht bar­rie­re­frei Fahr­zeu­ge im Ein­satz. Durch Fahr­zeu­ge, die nach einem Umbau wie­der zurück­kom­men und Fahr­zeu­ge, die auf der Gäu­bahn durch die neu­en Fahr­zeu­ge im Lan­des­de­sign abge­löst wur­den, ste­hen jetzt wie­der mehr Wagen und Loks zur Ver­fü­gung, sodass zukünf­tig hier weni­ger Pro­ble­me auf­tre­ten soll­ten. Des­wei­te­ren wur­den im Herbst 2017 alle Türen der in Ulm sta­tio­nier­ten Fahr­zeu­ge über­prüft und instand gesetzt, damit es zu weni­ger Tür­stö­run­gen kommt – auch ein Fak­tor für Ver­spä­tun­gen.

Auf der Boden­see­gür­tel­bahn (Radolf­zell – Fried­richs­ha­fen – Lin­dau) gab und gibt es eben­falls Pro­ble­me mit feh­len­den Fahr­zeu­gen. Das soll aber mit einem neu­en Kon­zept ab 24. März beho­ben wer­den. Dann wer­den statt der bis­her fah­ren­den Regio-Shut­tles Fahr­zeu­ge der Bau­rei­he 628 fah­ren, die zwar alt aber sehr zuver­läs­sig sind und über deut­lich mehr Sitz­plät­ze ver­fü­gen. Bar­rie­re­frei sind sie aller­dings nicht.

Das Pro­blem mit den Ver­spä­tun­gen auf der Boden­see­gür­tel­bahn ist zu gro­ßen Tei­len ein infra­struk­tu­rel­les. Die Stre­cke ist nur ein­glei­sig und nicht elek­tri­fi­ziert. Lei­der schei­ter­ten bis jetzt auch alle Bemü­hun­gen des Lan­des, die Stre­cke in den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan zu brin­gen, sodass bis jetzt ein Aus­bau nicht abseh­bar ist. Ein­zig die Stre­cke Fried­richs­ha­fen-Lin­dau wird im Zug der Süd­bahn-Elek­tri­fi­zie­rung eben­falls elek­tri­fi­ziert.