02.04.2023
Schiene: Auf den Fildern tut sich was
Wie sieht die Umsetzung der S‑Bahn-Verlängerung von Filderstadt nach Neuhausen aus? Darüber sprachen drei Grünen-Abgeordnete vor Ort mit den Projektpartnern und den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), die sich für den Bau verantwortlich zeichnen.
Die Umstände sind in vielerlei Hinsicht ideal: Die Verkehrswende und bislang verfehlte Klimaziele im Verkehrssektor schreien geradezu nach neuen Bahnstrecken. Die Förderkulisse durch den Bund ist so hoch und so großzügig wie nie zuvor. Zudem ist der Bahnhof in Bernhausen ideal gelegen, um zu Fuß, mit dem Rad und häufig auch, um mit dem Bus anzureisen. Als Endhaltepunkt bietet er sich jedoch nicht an. Gut also, dass die Verlängerung über Sielmingen nach Neuhausen geplant wird. Der Planfeststellungsbeschluss liegt seit einigen Monaten vor.
Mit meiner Kollegin Andrea Lindlohr (Landtag) und meinem Kollegen Sebastian Schäfer (Bundestags-Wahlkreis Esslingen) hatte ich zum Lokaltermin geladen. Vertreter/innen der Projektpartner und Mitfinanzierende (Land/Regierungspräsidium, Verband Region Stuttgart, Landkreis, Stadt Filderstadt, Gemeinde Neuhausen) sowie den SSB trafen wir uns auf dem früheren und zugleich zukünftigen Bahnhofsgelände. Dieses wurde bereits für die im Sommer startenden Bauarbeiten freigeräumt. Auch die Trasse wurde schon vorbereitet, indem Bäume gefällt und Flächen für Zufahrten und Materiallager hergerichtet wurden. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2027 vorgesehen. Dann soll aber die Linie S 3 nach Neuhausen rollen – und nicht wie bisher die Linie S 2 nach Filderstadt. Erwartet werden täglich 11.000 (bisher 7.000) Fahrgäste ab/bis Filderstadt.
Ich verwies darauf, dass der Erfolg der S‑Bahn ganz wesentlich von deren Zuverlässigkeit abhängt. Neben Personal- und Fahrzeugfragen müssen auch infrastrukturell bessere Bedingungen im Netz der S‑Bahn Stuttgart geschaffen werden. Alleine auf die digitale Zugsicherung ETCS zu setzen ist zu wenig. Zwar kann mit ETCS die Zugfolge verdichtet werden, Züge können also in kürzeren Abständen fahren. Gerade auf der Strecke nach Neuhausen ist das aber angesichts des Viertelstundentaktes kein relevantes Thema. ETCS kann auf den beiden eingleisigen Abschnitten dazu beitragen, die Durchrutschwege schneller freizumachen und die Kreuzungen etwas zu beschleunigen. Das reicht aber nicht, um einen stabileren Betrieb zu ermöglichen, als wir ihn derzeit leider im Netz der S‑Bahn Stuttgart erleben müssen. Wir brauchen neben ETCS beispielsweise mehr Weichen, um betrieblich flexibler sein zu können. Eine Prüfung durch mein Fachbüro war zum Ergebnis gekommen, dass der Bereich der Station “Oberaichen” eine Weiche gut vertragen könnte, da nach Rohr bis zum Flughafen das Gleis nicht gewechselt werden kann. Näher erklärt wird das hier: https://www.matthias-gastel.de/kleinmassnahmen-fuer-stabileren-s-bahn-betrieb-in-stuttgart/ Des Weiteren sollte auch in Neuhausen eine überschlagende Wende ermöglicht und vorgesehen werden. Dies bedeutet, dass nicht der zuletzt angekommene Zug gleich wieder zurück fährt. Vielmehr steht dafür ein anderer Zug zur Verfügung, um auch im Falle eines verspätet ankommenden Zuges die neue Fahrt pünktlich starten zu können.
Wichtig ist auch, dass ein neues Buskonzept erstellt wird, statt das bestehende nur punktuell anzupassen. Seitens des Landkreises wurde dies zugesagt.
Was leider aus heutiger Sicht bleibt ist die Lücke zwischen Neuhausen und Ostfildern/Esslingen. Sehr zu begrüßen sind die Untersuchungen für eine Stadtbahnverbindung von Esslingen hinauf nach Ostfildern sowie einen Ast nach Denkendorf. Auch eine Anbindung Neuhausens wird geprüft (2 Varianten). Eine Lösung dürfte aufgrund des Körschtal-Einschnitts schwierig sein. Ebenso gut ist für die Nahverkehrsversorgung auf den westlichen Fildern, dass die Stadtbahn von Leinfelden nach Echterdingen geplant werden soll. Wichtig ist, dass diese mindestens bis zur Hauptstraße verläuft, um eine gute Busanbindung zu ermöglichen. Weitere Ideen, nämlich für eine Stadtbahn nach Stetten, Plattenhardt, Bonlanden, Harthausen und Wolfschlugen, kommen von einem meiner studentischen Mitarbeiter. Siehe https://www.matthias-gastel.de/stadtbahn-echterdingen-filderstadt-wolfschlugen-untersucht/ Doch auch eine kleiner werdende Lücke bleibt eine Lücke. Die Überwindung des Körschtals stellt eine große Herausforderung dar. Dieser muss man sich stellen. Übergangsweise kann eine Verbesserung bei den Busangeboten, ggf. mit einer Schnellbuslinie, helfen.