Die Pünktlichkeit in den deutschen S‑Bahn-Netzen hat weiter nachgelassen. Nur noch 92,5 Prozent der Züge in den neun deutschen S‑Bahn-Netzen galten im vergangenen Jahr als pünktlich. Am besten schnitt die S‑Bahn Berlin mit einem Pünktlichkeitswert von 96,6 Prozent ab, während die S‑Bahn Rhein-Ruhr mit nur 85,2 Prozent am häufigsten hinter dem Fahrplan herfuhr.
Außer der Hamburger S‑Bahn, die mit rund 97 Prozent ziemlich konstante Werte aufweist, haben sich alle S‑Bahnen sowohl gegenüber dem Jahr 2019 als auch vom 1. aufs 2. Halbjahr 2023 verschlechtert. Dies aus Zahlen hervor, die auf meine Anfrage von der Deutschen Bahn zusammengestellt wurden.
Stuttgart landete auf Platz 5 (siehe dazu die Hinweise unten). Die S‑Bahn Rhein-Neckar landete auf dem vorletzten Platz. Nur noch 86,3 Prozent der Züge galten hier im letzten Jahr als pünktlich (was gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung darstellt).
Als pünktlich gelten Züge, die maximal mit 5:59 Minuten verspätet sind.
Neben Ursachen, die beim Infrastrukturzustand/-störungen und Störungen an den Fahrzeugen zu finden sind, spielt noch die Frage des Mischverkehrs eine entscheidende Rolle. Dass die Berliner S‑Bahn auf einem eigenen Netz verkehrt, wirkt sich positiv auf deren Pünktlichkeit aus. Wo sich hingehen die S‑Bahn relevante Teile des Netzes mit Regional- und Fernzügen teilen muss, kommt es häufiger zu Übertragungen von Verspätungen.
Meine Kommentare gegenüber der Presse:
„Die S‑Bahnen fahren zunehmend hinter ihren eigenen Fahrplänen her. Die Ursachen haben vielfach mit Störungen an der Infrastruktur und zu knapp bemessenen Kapazitäten in überlasteten Bahnknoten zu tun. Die Fahrgäste sind häufig länger unterwegs und verpassen Anschlüsse. Dass es inzwischen auch wieder mehr Staus auf den Straßen gibt, dürfte sie wenig trösten. Was es braucht, sind auf lange Zeit höhere Investitionen in eine leistungsfähigere und weniger störanfällige Infrastruktur.“
Speziell zur S‑Bahn Stuttgart:
„Die S‑Bahn Stuttgart dürfte tatsächlich schlechter als mit einem mittleren Platz abschneiden. Denn viele Züge konnten baustellenbedingt überhaupt nicht fahren. Fahrpläne sind seit längerem ausgedünnt. Zu lange wurde in Stuttgart in ETCS der ein Heilsbringer gesehen und die Notwendigkeit für den Ausbau der Infrastruktur ignoriert. Hierbei muss noch konsequenter vorgegangen werden. Wir brauchen mehr Gleise, mehr Möglichkeiten für einen Gleiswechsel, mehr Wendegleise und ein öffentlich kommuniziertes Notfallkonzept. Zudem braucht es eine vorbeugende Fahrzeugwartung, um für weniger Störung an den Zügen zu sorgen.“
Hier habe ich umfassende Vorschläge für die S‑Bahn Stuttgart zusammengestellt: https://www.matthias-gastel.de/handeln-fuer-die-s-bahn-stuttgart/