Tarifverbünde: Noch immer Kleinstaaterei

Der Erfolg des Deutsch­land­ti­ckets liegt vor allem in der erheb­li­chen Ver­ein­fa­chung des Zugangs zu Bus und Bahn. Tarif­ver­bün­de, Tarif­zo­nen und ‑waben spie­len kei­ne Rol­le mehr. Ein­mal bezah­len und dann gren­zen­los inner­halb von Deutsch­land den öffent­li­chen Nah­ver­kehr nut­zen zu kön­nen gleicht einer Revo­lu­ti­on. Doch was machen Fahr­gäs­te, die nur spo­ra­disch mit „den Öffent­li­chen“ fah­ren? Ihnen hilft der DB Navi­ga­tor, mit einer App fast über­all Tickets für ein­zel­ne Stre­cken oder Tage buchen zu kön­nen. Doch es gibt sie ver­ein­zelt noch immer, die Klein­staa­te­rei. Tarif­ver­bün­de wie der “Ver­kehrs­ver­bund Neckar-Alb-Donau“ (nal­do) und der “Ver­kehrs­un­ter­neh­men Hegau-Boden­see Ver­bund“ (VHB) erwar­ten, dass ihre eige­nen Apps genutzt wer­den. Dass dies für den Fahr­gast oft­mals unnö­tig kom­pli­ziert ist, wird von den Unter­neh­men ger­ne aus­ge­blen­det.
Es wird ein­fach die Klein­staa­te­rei wei­ter­ge­lebt, statt end­lich den Ticket­kauf über den weit ver­brei­te­ten DB Navi­ga­tor zuzu­las­sen. Die­se Igno­ranz gegen­über Fahr­gast­in­ter­es­sen habe ich zusam­men mit wei­te­ren Abge­ord­ne­ten aus Bund (Bea­te Mül­ler-Gem­me­ke) und Land (Nese Erik­li und Saskia Frank) erneut kri­ti­siert.

Hier exem­pla­risch unser Schrei­ben an den nal­do:

Inte­gra­ti­on des Ver­kehrs­ver­bund Neckar-Alb-Donau GmbH in den DB-Ver­trieb

Sehr geehrte/r …,

die Mög­lich­keit ÖPNV-Tickets nied­rig­schwel­lig, schnell und unkom­pli­ziert buchen zu kön­nen, ist eine wesent­li­che Säu­le der Mobi­li­täts­wen­de. Nur wenn die Ticket­bu­chung auch ohne Vor­kennt­nis­se über das Tarif­sys­tem mög­lich ist, wird es gelin­gen, neue Kund*innen zu gewin­nen und zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewe­gen. Lei­der ist es inner­halb des nal­do-Gebiets nicht mög­lich, Tickets über die DB Online-Ver­triebs­we­ge zu kau­fen (z.B. DB-Navi­ga­tor), so etwa für die Stre­cken von Reut­lin­gen nach Goma­din­gen, Kir­chen­tel­lins­furt nach Tübin­gen oder Tübin­gen nach Hechin­gen. Um das gewünsch­te Ticket für die Stre­cke zu bekom­men, muss die­ses ent­we­der am Auto­ma­ten gelöst wer­den oder über den eige­nen Onlin­ever­trieb des nal­do gekauft wer­den, der aller­dings eine Regis­trie­rung erfor­dert. Der Erfolg des Deutsch­land­ti­ckets rührt in ers­ter Linie daher, dass es die Nut­zung öffent­li­cher Nah­ver­kehrs­mit­tel ein­fach macht. Fahr­gäs­te müs­sen sich nicht mehr um Tarif­ge­bie­te, Zonen und Waben küm­mern. Die Erkennt­nis um die Bedeu­tung des unbü­ro­kra­ti­schen Zugangs zum ÖPNV ver­an­lasst uns, Ihnen zu schrei­ben.

Bereits im März 2023 sind wir mit die­sem Anlie­gen auf Ihren Ver­bund zuge­kom­men. Lei­der müs­sen wir nun aber fest­stel­len, dass sich nach wie vor nichts getan hat und die Kund*innen wei­ter­hin bei der Suche nach Ihren Ver­bund­prei­sen über den DB-Navi­ga­tor im Regen ste­hen gelas­sen wer­den. Dies stellt für die betrof­fe­nen Kund*innen nach wie vor eine unhalt­ba­re Situa­ti­on dar und erschwert den Zugang zum ÖPNV-Sys­tem im nal­do. Da Tickets für Ver­bin­dun­gen außer­halb des nal­do nicht über den nal­do-Onlin­ever­trieb erwor­ben wer­den kön­nen, müs­sen sich Kund*innen zudem zwangs­läu­fig meh­re­re Kun­den­kon­ten für ver­schie­de­ne Fahr­ten anle­gen, sobald sie inner- wie außer­halb des nal­do mit dem ÖPNV unter­wegs sein möch­ten.

Gera­de für Gelegenheitskund*innen, die nur sel­ten inner­halb des nal­do fah­ren oder Kund*innen, für die das Deutsch­land­ti­cket kei­ne Opti­on dar­stellt, ist das sehr ärger­lich, ins­be­son­de­re, wenn ihnen vor Abfahrt nicht bekannt ist, dass das gewünsch­te Ticket nicht über den DB-Navi­ga­tor erhält­lich ist. Im bes­ten Fal­le wis­sen die Kund*innen, dass sie zu den nal­do-Ver­triebs­ka­nä­len wech­seln müs­sen und dort ihr Ticket kau­fen kön­nen. Im schlech­te­ren Fall ste­hen sie rat­los am Bahn­steig und wis­sen nicht, wie sie recht­zei­tig vor Abfahrt noch an ein Ticket kom­men sol­len. Der Ticket­au­to­mat am Bahn­steig ist, sofern über­haupt vor­han­den, dabei auch nicht zwangs­läu­fig eine Alter­na­ti­ve. Gera­de wenn die Kund*innen kurz vor Abfahrt des Zuges an den Bahn­steig kom­men, ist die­ser oft belegt. Die­se Situa­tio­nen schre­cken Gelegenheitsfahrer*innen ab und füh­ren dazu, dass die­se dann womög­lich gar nicht mehr mit dem Zug fah­ren. Selbst, wenn die Kund*innen lan­ge vor Abfahrt des Zuges ein Ticket buchen wol­len, kann die feh­len­de Inte­gra­ti­on ein Hemm­nis zur ÖPNV-Nut­zung sein. Erfolgt die Rei­se­pla­nung mit dem DB-Navi­ga­tor, erscheint für Ver­bin­dun­gen inner­halb des nal­do die Aus­kunft „Preis­aus­kunft nicht mög­lich“. Der Wech­sel zu den nal­do-Ver­triebs­ka­nä­len, um eine Preis­aus­kunft für die gewünsch­te Ver­bin­dung zu erhal­ten, ist oft ein Schritt zu viel. Das gilt erst recht, wenn die Kund*innen nicht wis­sen, wo sie die Preis­aus­kunft erhal­ten bzw. dass sie die­se im nal­do-Ver­triebs­sys­tem erhal­ten, wie es bei Gelegenheitskund*innen häu­fig der Fall ist. Wir sind der Mei­nung, dass eine Auf­nah­me der nal­do-Tarif­an­ge­bo­te in die Ver­triebs­sys­te­me der DB eine deut­li­che Ver­ein­fa­chung des Zugangs zum ÖPNV und damit im Inter­es­se der Fahr­gäs­te wäre.

Daher bit­ten wir Sie erneut, sich dem DB-Ver­triebs­sys­tem anzu­schlie­ßen und somit den Rei­sen­den einen ein­fa­che­ren Ticket­zu­gang zu ermög­li­chen und damit den ÖPNV wei­ter zu stär­ken.

Mit freund­li­chen Grü­ßen

Hier die Ant­wort des nal­do: Ant­wort von nal­do