10.04.2017
Von gepressten Briketts und Säften sowie duftender Naturkosmetik
Der Thementag „Ökologisch wirtschaften“ begann mit dem Besuch eines mir fast schon vertrauten Unternehmens: Der Mütek GmbH in meiner Heimatstadt Filderstadt. Zuletzt hatte ich der der Mannschaft um Hartmut Müller, der inzwischen durch seine beiden Söhne unterstützt wird, vor sechseinhalb Jahren besucht – damals als Begleiter von Landtags-Fraktionschef Winfried Kretschmann. Mütek konstruiert und montiert Häcksel- und Pressmaschinen. Das Hauptgeschäftsfeld stellen Maschinen dar, die Grüngut wie Chinagras oder Holzabfälle zerkleinern und anschließend zu Briketts pressen, um diese dann zur Wärmegewinnung zu verheizen. Vorteil: Es wird Platz gespart und die Verbrennung erfolgt mit besserem „Glutbild“ und weniger Staub. Die Maschinen können jedoch auch für völlig andere Anwendungen eingesetzt werden. So kann auf Schiffen entstandener Müll sortenrein und platzsparend komprimiert und im nächsten Hafen der Entsorgung oder Wiederverwertung zugeführt anstatt im Meer entsorgt zu werden. Neu ist, dass die Anlagen auch zur Pressung von Tiernahrung, beispielsweise als Heu-Mais-Mix für Kaninchen, nachgefragt werden. Die Geschäfte jedenfalls laufen so gut, dass kürzlich eine weitere Halle bezogen wurde. Einem vierten Besuch steht demnach nichts im Wege …
Mit Pressen hat auch die Schoenenberger Pflanzensaftwerk GmbH in Magstadt (Landkreis Böblingen) zu tun. Nur entstehen keine Briketts, sondern Säfte aus Frischpflanzen wie Brennnesseln. Das Unternehmen mit 80 Beschäftigten besteht inzwischen seit 90 Jahren und hat im vergangenen Jahr den Umweltpreis des Landes erhalten. Seit 25 Jahren werden alle Säfte in Bioqualität hergestellt und viele Rohstoffe stammen aus der Region. Den Produkten werden keine Zusätze (Zucker, Alkohol oder Konservierungsstoffe) zugesetzt. Die Haltbarmachung erfolgt durch eine Kurzzeiterhitzung. Ein Teil der Produkte fallen unter das Arzneimittelgesetz. Der Vertrieb erfolgt überwiegend über die Reformhäuser und Apotheken. Da die richtige Zeit für die Ernte und die sofortige Verarbeitung abgepasst werden muss, um den Zeitpunkt für die höchste Konzentration an Wirkstoffen zu erwischen, ist die Produktion über das Jahr betrachtet sehr ungleich ausgelastet. Wir bekamen daher nicht allzu viel zu sehen, konnten uns die Abläufe aber doch einigermaßen vorstellen und das riesige Lager bewundern.
Bei Speick in Leinfelden hingegen konnten wir die Produktion live – inklusive einer kleinen Maschinenstörung – miterleben. Der anthroposophisch angehauchte Naturkosmetikhersteller existiert genauso lange wie Schoenenberger und wurde im Jahr 2013 als nachhaltigste Marke Deutschlands ausgezeichnet. Den Namen lieh sich das Unternehmen von der gleichnamigen Gebirgsvariante des Baldriangewächses. Es wird von Bergbauern in Kärnten auf 1.800 Metern Höhe geerntet und ist in vielen der 130 Speick-Produkte enthalten. Zehn Prozent des gesamten Kosmetikmarktes entfallen inzwischen auf Naturkosmetik. Es handelt sich um einen stark wachsenden Nischenmarkt. In Naturkosmetik, für das es kein staatliches Siegel, sondern eines der Branche gibt, dürfen keine synthetischen Zusatzstoffe, kein Erdöl, keine tierischen Zusatzstoffe und kein Mikroplastik enthalten sein. Auch Tierversuche sind tabu. Speick setzt darüber hinaus auf Palmöl aus nachhaltigem Anbau und auf Verpackungsmaterial aus Bio-PE (Zuckerrohr). Im Labor durften wir an Fläschchen mit Ölen schnuppern. In der Produktion konnten wir die Herstellung und Verpackung des wohl bekanntesten Speick-Produktes, der Seifenstücke, nachvollziehen und die Arbeit einiger der insgesamt 50 Beschäftigten beobachten.
Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben. Nach dieser Devise arbeiten alle drei heute besuchten Unternehmen.