Der Morgen begann früh: Weil die Termine recht weit auseinanderlagen, hieß es um fünf Uhr aufstehen. Meine erste Station führte mich zum Baustoff-Recycling-Betrieb Feess in Kirchheim unter Teck. Hier werden mineralische Abfälle zu Qualitäts-Recycling-Baustoffen aufbereitet. 80 Prozent des Ausgangsmaterials kann wieder in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. Die Vorteile: Natürliche Ressourcen werden ebenso geschont wie knapper werdende Deponieflächen. Und es werden lange Transportwege vermieden, was zusammen mit vermiedenen Deponiekosten wiederum ein kostengünstigeres Bauen ermöglicht. Die recycelten Rohstoffe wie Kies und Sand werden als Fundament im Tief- und Hochbau oder für die Zementherstellung verwendet. Erfahrungen aus der Schweiz, so Walter Feess, zeigen, dass etwa 90 Prozent der Betonnachfrage aus Recycling-Betonen abgedeckt werden kann. Selbst Bahnschotter wird recycelt, indem die Steine erst (mit auf dem Gelände aufgefangenen Regenwasser!) gewaschen und ihnen dann wieder die notwendigen Kanten für den festen Halt der Bahnkörper zurückgegeben werden.
Insgesamt 15 verschiedene Qualitäts-Recycling-Produkte werden angeboten. Der Unternehmer Feess ist von seinem Geschäft überzeugt, man spürt sofort seine Begeisterung. Weniger begeistert ist er von der Politik: Es sei extrem schwer, Standorte für derartige Recyclingbetriebe zu finden. Dabei, davon ist er überzeugt, sollte alle 50 Kilometer ein solcher Rohstoffe aufarbeiten. Damit so wenig wie möglich davon verloren geht.
Weiter ging es dann zu Terminen in Heidenheim, bei denen mich u. a. der frisch gewählte MdL Martin Grath begleitete. Die Paul Hartmann AG in Heidenheim ist eines der ältesten deutschen Industriebetriebe und produziert Medizin- und Pflegeprodukte. Dazu zählen Verbandstoffe, Pflaster, Watte, Inkontinenzprodukte, OP-Bedarfsmittel und Desinfektionsmittel. Wir konnten uns die Produktion, die aus Hygienegründen teilweise in Hallen mit Überdruck erfolgt, bei einem Rundgang anschauen. Weltweit sind über 10.000 Menschen bei Hartmann beschäftigt, einige hundert davon am Stammsitz in Heidenheim, zu dem sich das Unternehmen ausdrücklich auch für die Zukunft bekennt. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von knapp zwei Milliarden Euro ist in einigen Segmenten in Deutschland Marktführer. Die Zellulose, die Hartmann in riesigen Mengen benötigt, stammt aus den USA. Sie wird mit dem Schiff bis Rotterdam, von dort mit dem Binnenschiff bis Karlsruhe und schließlich mit der Bahn ins Werk transportiert. Täglich rollt eine Zugladung des Rohstoffes an.
Die Agentur für Arbeit Ostalb ist für den Ostalbkreis und den Landkreis Heidenheim verantwortlich. In der Geschäftsstelle in Heidenheim haben wir uns mit den Geschäftsführern zum Gespräch getroffen. Der Landkreis Heidenheim weist eine vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote von aktuell 5,6 Prozent (knapp 4.000 Personen, davon 2.150 im Rechtskreis des SGB II) und einen unterdurchschnittlichen Aufbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung auf. Durch entsprechende Programme und intensive Hilfen ist es gelungen, viele ältere Arbeitsuchende in Arbeit zu bringen. Bei den unter 25-jährigen sowie Menschen mit Migrationshintergrund sieht die Situation leider anders aus. Sie stellen 26 bzw. 13 Prozent der Arbeitslosen im Landkreis. Fazit der Agentur: “Arbeitslose profitieren viel zu wenig von der guten wirtschaftlichen Entwicklung.” Die Lösungsansätze aus Sicht der Arbeitsagentur: Nachfrageorientierte Qualifizierung, bewerberorientierte Vermittlungsprozesse, betriebliche Weiterqualifikation, Vereinfachung der Möglichkeiten für aktive Arbeitsmarktpolitik. Damit rennen die Verantwortlichen der Arbeitsagentur bei uns Grünen offene Türen ein.
Mein Thementag war damit zu Ende. Aber nicht mein Tag. Der ging nämlich noch mit einem Vortragstermin in Pforzheim weiter …