Gestiegenes Interesse an Gütern auf der Schiene
Jahrzehntelang kannte die Entwicklung der Anzahl der Gleisanschlüsse nur eine Richtung: Die nach unten. Mehr und mehr verschwanden aus Gewerbegebieten die direkten Anschlüsse ans Bahnnetz. Wird jetzt die Trendumkehr erreicht?
Standen im Jahr 1994 noch 11.742 Gleisanschlüsse zur Verfügung, waren es 2021 nur noch 2.314. Zwar förderte der Bund neue Gleisanschlüsse und auf die Reaktivierung älterer Gleisanlagen. Doch das Förderprogramm fand wenig Anklang und konnte das Sterben der Anschlussgleise schon gar nicht stoppen. Im März 2021 legte das Bundesverkehrsministerium eine neue Förderrichtlinie vor. Der Umfang der förderfähigen Maßnahmen war ausgeweitet worden. Bisherige Fördersätze wurden erhöht. Aus der Branche kommen positive Feedbacks. Hervorgehoben wird, dass nun auch die Modernisierung bestehender Anlagen oder auch die Anschlussweiche gefördert werden. Damit seien bisherige Hürden beseitigt worden. Allerdings könnten sich andere Aspekte, so unter anderem gering verfügbares Planungspersonal und fehlende Kapazitäten im Netz als bleibende Probleme erweisen.
Die Zahlen indes geben Anlass zur Hoffnung: Lag die Anzahl der Förderanträge bisher bei durchschnittlich 18 pro Jahr, waren es nun 44 in 1,5 Jahren. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von mir hervor[1].
Mein O‑Ton:
„Wir brauchen die Stärkung des Güterverkehrs auf der Schiene. Eine wichtige Voraussetzung dafür sind mehr Gleisanschlüsse bei Unternehmen und in Industriegebieten. Landen Güter erstmal auf dem Lastwagen, so bleiben sie oft über hunderte von Kilometern dort, denn Umladen ist aufwändig und teuer. Nach Jahren des massiven Rückgangs an Gleisanschlüssen könnte nun die Trendumkehr erreicht sein. Weit mehr Förderanträge als in vorangegangenen Jahren sind ein gutes Zeichen. Ich hoffe auf viele Bewilligungen und die Reaktivierung älterer sowie den Bau neuer Gleisanschlüsse. Die Verlagerung von Gütern auf der Schiene ist eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen von Klimazielen im Verkehrssektor und eine energieeffiziente Logistik.“
Zum Foto: Vor wenigen Wochen war ich wieder beim Holzrecycling-Betrieb Schmid in Gerstetten auf der Schwäbischen Alb (Landkreis Heidenheim). Das Unternehmen verfügt über einen alten Gleisanschluss, der aber nicht mehr nutzbar ist. Es besteht Interesse, das Gleis zu sanieren/modernisieren und wieder in einen funktionsfähigen Zustand zu bringen.
[1] Über die Anzahl der erteilten Genehmigungen liegt mir keine Information vor.