Ich war in Sachen „Bahn“ und „öffentlicher Nahverkehr“ in Nürnberg unterwegs. Hier einige Punkte, die eine wichtige Rolle gespielt haben:
- Güterzugtunnel Fürth
Alle Züge von Nürnberg in Richtung Bamberg und umgekehrt müssen durch Fürth Hauptbahnhof. Dort kommt es zu fatalen Fahrstraßenausschlüssen, da die Güterzüge aus Richtung Bamberg kommend alle anderen Gleise kreuzen müssen. Der Bedarfsplan des Bundes sieht für VDE 8.1 (Nürnberg – Erfurt) die durchgehende Vier- bzw. Dreigleisigkeit zwischen Erlangen-Eltersdorf und Fürth sowie eine Güterzugstrecke von Eltersdorf bis Kleinreuth (östlich von Fürth) vor. Die Viergleisigkeit zwischen Fürth und Nürnberg konnte bereits hergestellt werden. Etwas weiter im Norden, zwischen Forchheim und südlich von Bamberg, befindet sich der viergleisige Ausbau in Umsetzung (Inbetriebnahme von sieben Kilometer im November 2024) bzw. im anderen Abschnitt noch in Planung. Die Güterstrecke östlich um Fürth herum soll 13 Kilometer lang werden, wovon 7,5 Kilometer im Tunnel vorgesehen sind. Die Güterzüge sollen damit auf einer zwei bis drei Kilometer kürzeren Strecke den Bahnknoten Fürth umfahren und diesen entlasten. Für den im Tunnel verlaufenden Abschnitt läuft aktuell das Planfeststellungsverfahren. Die Fertigstellung der Gütertrasse ist für Mitte der 2030er-Jahre vorgesehen. Übrigens wird auch daran gearbeitet, die für den integralen Taktfahrplan ungünstige Fahrzeit von 70 Minuten zwischen Nürnberg und Erfurt auf ca. 55–56 Minuten zu drücken. Dafür werden an verschiedenen Stellen, so per Bogenaufweitung in der Einfahrt in den Hauptbahnhof Nürnberg, die Geschwindigkeiten zu erhöhen. Auch der Knoten Erfurt soll weiter optimiert werden. Mit unter einer Stunde Fahrzeit werden in Nürnberg mehrere Anschlussoptionen verbessert.
Mit meinen beiden Bundestagskolleg*innen Tessa Ganserer und Sascha Müller traf ich mich vor Ort mit Fachleuten von DB InfraGo, um mich über die Planungsstände zu informieren.
- Photovoltaik an Lärmschutzwänden
Ebenfalls vor Ort informierte ich mich an einer Nürnberger Bahnstrecke über Lärmschutzwände mit Photovoltaikelementen. Dabei waren Mitarbeiter von DB InfraGo und DB Energie. Auf einer Länge von 700 Metern wurden auf die „normalen“ Lärmschutzwände PV-Module aufgesetzt. Es handelt sich um ein vor 12 Jahren realisiertes Modellprojekt. Der Strom aus der Anlage mit einer Leistung von 72 Kilowattpeak wird ins Netz des örtlichen Betreibers eingespeist. Wir thematisierten auch die Herausforderungen, die mit derartigen Projekten verbunden sind: So ist die Beschattung durch Bewuchs zu vermeiden. Zudem macht es der zäh anhaftende Bremsstaub erforderlich, dass die Module einmal jährlich gereinigt werden. Dazu muss das naheliegende Gleis gesperrt werden. Mein Ziel ist es, dass Photovoltaik zukünftig von Anfang an mitgedacht und beispielsweise in Lärmschutzwände integriert oder als Dachelemente an Bahnsteigdächern genutzt wird.
- Fahrerlose U‑Bahn
In Nürnberg sollte man sich selbstverständlich auch die automatische, fahrerlose U‑Bahn anschauen. Auch dies haben wir getan und uns von der Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG) in Theorie und Praxis informieren lassen. Zwei der drei Nürnberger U‑Bahn-Linien sind ohne Fahrpersonal unterwegs, was den Bedarf an schwer zu findendem Personal reduziert. Bestimmte Vorgänge wie Anfahren, Bremsen, Öffnen und Schließen der Türen erfolgen automatisch. Die Überwachung erfolgt durch die Leitstelle, die wir ebenfalls besucht haben. Erforderlich sind viele Kameras und Sensoren. Vorteile: Pünktlichkeitsgewinn, energieeffizienteres Fahren, durch Verzicht auf Führerstand mehr Platz und weniger Personal erforderlich. Von 81 Fahrzeugen sind 46 in der Lage, automatisch zu fahren.
- Veranstaltung “Europäische Perspektive bei der Verkehrspolitik“
Bei einer öffentlichen Abendveranstaltung sprach ich als Referent über die Bahnpolitik der Ampel, internationalen Bahnverkehr und Nachtzüge. Dabei wies ich auch darauf hin, dass die Aus-/Neubaustrecke Nürnberg – Erfurt eine für einen integralen Taktfahrplan sehr ungünstige Fahrzeit von 70 Minuten aufweist. Erfurt stellt einen guten ITF-Knoten dar, während in Nürnberg Anschlüsse verpasst werden bzw. lange auf Anschlüsse gewartet werden muss. Da zwischen Nürnberg und Bamberg noch gebaut werden soll (siehe oben), könnte ein Teil der Züge diese Strecke in 56 Minuten die Strecke bewältigen. Das Beispiel lehrt: Es darf nicht mehr „einfach drauflos gebaut werden. Vielmehr muss sich die Infrastruktur an Fahrplänen orientieren. Für mehr Nachtzüge kommt es auf fairen Wettbewerb zum Flugzeug (Subvention von Regionalflughäfen und Flugbenzin), niedrigere Trassenpreise, einheitliche und einfachere europäische Fahrzeugzulassung, erforderliche Streckenkapazitäten sowie einfacheres Ticketing an.