233 : 6 für neue Straßen
Das Straßennetz des Bundes ist im Jahr 2019 um 233 Kilometer gewachsen. Im gleichen Zeitraum legte das Schienennetz nur um sechs Kilometer zu. Das ergeben Antworten der Bundesregierung auf meine Anfragen.
Im vergangenen Jahr 2019 wurde das Netz der Bundesstraßen und ‑autobahnen um 233 Kilometer neu- oder ausgebaut. Gemeint sind neue Straßen oder zusätzliche Fahrspuren. Zeitgleich ist das deutsche Schienennetz jedoch um nur sechs, bestenfalls um neun Kilometer angewachsen. Bei den Ausbauten im Netz der Deutschen Bahn handelt es sich um jeweils ein zweites Gleis im ein Kilometer langen Abschnitt zwischen Babelsberg und Potsdam (Brandenburg) sowie im fünf Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Niesky und Horka (Sachsen). Hinzu kommt eine Verschwenkung der S‑Bahn in Frankfurt am Main zwischen Stadion und Flughafen, die auch als Ausbau um drei Kilometer betrachtet werden kann.
Mein Kommentar zu den unterschiedlichen Entwicklungen beim Straßen- und Schienennetz:
In diesen Wochen erleben wir, wie die Bundesregierung zu Recht das System Bahn und seine Beschäftigten für die hohe Systemrelevanz in der Corona-Krise lobt. Doch die Leistungsbilanz von Verkehrsminister Scheuer für den Ausbau der Schiene verliert sich selbst noch auf einer Briefmarke. In Deutschland wird das Missverhältnis von Ankündigungen und Taten in der Verkehrspolitik immer größer. Während das Bundesstraßennetz um mehrere hundert Kilometer im Jahr wächst, muss man sich beim Schienennetz für jeden Meter, um das es zulegt, freuen. Dabei ist Deutschland längst ausreichend mit Straßen erschlossen und der Handlungsbedarf liegt eindeutig beim lückenhaften Schienennetz. Doch leider ist von diesem CSU-Verkehrsminister, dessen einzige Aufgabe darin besteht, möglichst viel Geld für bayerische Straßen zu sichern, keine Verkehrswende mehr zu erwarten. Darunter leiden die Mobilitätsalternativen für die Bevölkerung und die Erreichung der Klimaziele rückt in weite Ferne.