Vom Lernen des Lernens

19.07.2022

Gemeinschaftsschule in Konstanz besucht

Die Gemein­schafts­schu­le in Kon­stanz ist unge­wöhn­lich groß und bie­tet genau des­halb, wie es das ursprüng­li­che Kon­zept des Lan­des für die­sen Schul­typ von Anfang an vor­sieht, eine gym­na­sia­le Ober­stu­fe. Ich war vor Ort und sprach mit der lang­jäh­ri­gen Schul­lei­te­rin, Lehrer*innen und einem der Schü­ler.

Elke Groß­kreutz war bereits die Lei­te­rin der ursprüng­li­chen Werk­re­al­schu­le und gestal­te­te den Über­gang zu einer Gemein­schafts­schu­le mit. Zum Ende des Schul­jah­res wird die Schul­lei­te­rin in den Ruhe­stand tre­ten. Mit ihr und einem Kol­le­gen sowie einer Kol­le­gin sprach ich über das Schul­mo­dell und die Erfah­run­gen, nach­dem inzwi­schen zwei Abitur­jahr­gän­ge den Abschluss an der Schu­le mit rund 1.300 Schüler*innen gemacht haben. Die Auf­nah­me der Schüler*innen erfolgt zur 5. Klas­se. Die jun­gen Leu­te kom­men mit den unter­schied­lichs­ten Grund­schulemp­feh­lun­gen. Eine der Erfah­run­gen der Schu­le: Alles ist offen. Auch Schüler*innen mit einer Haupt­schulemp­feh­lung kön­nen am Ende den Real­schul­ab­schluss oder sogar das Abitur bestehen. „Eini­ge ent­wi­ckeln einen unglaub­li­chen Ehr­geiz“, war zu hören. Die Moti­ve für die Schul­wahl kön­nen sehr unter­schied­lich sein: Eini­ge Eltern leh­nen selek­ti­ve Schul­mo­del­le ab, man­chen erscheint das G9-Modell vor­teil­haft zu sein und wie­der ande­re schät­zen die Lern­kul­tur und sozia­le Aspek­te. Dem Ler­nen ler­nen wird mehr Ent­wick­lungs­raum gebo­ten als an vie­len ande­ren Schu­len. Ganz grob dürf­te die Auf­tei­lung nach erwor­be­nen Schul­ab­schlüs­sen bei Abgang von der Gemein­schafts­schu­le so aus­se­hen: 15 Pro­zent Haupt­schul­ab­schluss und je 40 bis 45 Pro­zent Mitt­le­re Rei­fe und Abitur. Die Schu­le ist im Sekun­dar­be­reich I acht­zü­gig. Drei davon könn­ten, wenn sepa­riert wer­den wür­de, mit Kin­dern mit Gym­na­si­al­emp­feh­lung gefüllt wer­den. Unter­rich­tet wird von einem mul­ti­pro­fes­sio­nel­len Leh­rer­team. Unter­rich­tet wird mal im geschlos­se­nen Klas­sen­ver­bund im Klas­sen­zim­mer, mal wird auf offe­ne Lern­si­tua­tio­nen (Frei­ar­beit) gesetzt, also eigen­stän­di­ges Erar­bei­ten von The­men. Dabei wer­den dann Auf­ga­ben mit indi­vi­du­ell ange­pass­ten Schwie­rig­keits­gra­den gestellt.

Ein The­ma, das wir ver­tieft bespra­chen, war die Berufs­ori­en­tie­rung. Die­se beginnt in Klas­se 5/6, indem Eltern ihre Beru­fe vor­stel­len. Ab der 8. Klas­se erfol­gen Berufs­prak­ti­ka und es wer­den Aus­bil­dungs­mes­sen etc. besucht.

Spon­tan hat­te ich die Gele­gen­heit, mit Schü­ler Robin aus der 12. Klas­sen­stu­fe zu spre­chen. Er berich­te­te, dass die Schu­le stär­ker als ande­re auf Eigen­ver­ant­wor­tung setzt, ins­be­son­de­re in den natur­wis­sen­schaft­li­chen Fächern. Man neh­me viel für „spä­ter“ mit, so Stra­te­gien fürs Ler­nen. Prä­gend sei auch gewe­sen, eine Inklu­si­ons­klas­se besucht zu haben. Dort habe er Tole­ranz zu leben gelernt.