Gespräche im Tafelladen Nürtingen
In den Tafeln, die Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit deutlich vergünstigter Einkünfte bieten, bekommt man immer wieder Eindrücke davon, wie es Teilen unserer Gesellschaft geht, die nicht immer sichtbar sind. Daher war ich – nicht erstmals – wieder im Tafelladen in Nürtingen, um mich zu informieren.
Trägerin ist die Caritas Fils-Neckar-Alb mit mehreren weiteren Partnern. Die Caritas war im Januar zu Gast bei meiner Online-Veranstaltung „Das war unser Corona-Jahr – Soziale Arbeit in der Pandemie“. Siehe https://www.matthias-gastel.de/soziale-arbeit-in-der-pandemie/ Vieles ist ähnlich, wie es damals schon beschrieben worden war: Es gibt eine hohe bzw. steigende Anzahl von Menschen mit Berechtigung, in der Tafel einzukaufen. Besonders häufig sind dies Beziehende von Hartz 4‑Leistungen, ältere Menschen, Alleinerziehende sowie kinderreiche Familien. Die Altersarmut, erläutert mir die Leiterin des Tafelladens, steige nicht schnell, aber kontinuierlich. Inzwischen mache diese Gruppe 15 Prozent der Einkaufsberechtigten aus. Viele der Berechtigten würden zur Corona-Risikogruppe gehören und kämen seit Ausbruch der Pandemie seltener, würden dann aber mehr einkaufen. Auch auf die Helfenden wirkt sich die Pandemie aus: Viele der Ehrenamtlichen waren ältere Menschen, die nach wie vor meist fernbleiben würden. Dafür würden jetzt mehr Jüngere helfen, die sich allerdings vorbehalten würden, ihr Engagement auf einen bestimmten kürzeren Zeitraum zu beschränken. Die Besonderheit dieses Tafelladens ist es, dass es mit der Leiterin nur eine hauptamtliche Kraft gibt. Es werden also weder Minijobbende eingesetzt noch Arbeitsgelegenheiten angeboten.
In 2020 hätte es sehr viele Lebensmittelspenden, vor allem von Privaten, gegeben. Von privaten Seiten komme inzwischen wieder weniger und man sei wieder mehr auf Läden angewiesen, die Lebensmittel spenden. Man spüre, dass die Preise beispielsweise für Gemüse gestiegen seien und die Läden weniger ordern, um weniger Ware übrig zu haben. Manchmal müsse die Tafel daher beim Verkauf an Bedürftige rationieren. Aktuell, das konnte ich vor Ort sehen, gibt es aber viele Spenden im Zusammenhang mit Erntedankfesten. Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, würden nach Prüfung noch zum Verkauf angeboten werden. Man wolle ja Lebensmittel durch sinnvolle Verwendung vor der Vernichtung retten. Bei Fleischprodukten würde aber sehr genau auf das „Verfallsdatum“ geachtet werden. Die Preise für die Kundschaft seien seit dem Jahr 2006 für die meisten Waren nicht erhöht worden.