Von Armut in der Region

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

06.10.2021

Gespräche im Tafelladen Nürtingen

In den Tafeln, die Men­schen mit gerin­gem Ein­kom­men die Mög­lich­keit deut­lich ver­güns­tig­ter Ein­künf­te bie­ten, bekommt man immer wie­der Ein­drü­cke davon, wie es Tei­len unse­rer Gesell­schaft geht, die nicht immer sicht­bar sind. Daher war ich – nicht erst­mals – wie­der im Tafel­la­den in Nür­tin­gen, um mich zu infor­mie­ren.

Trä­ge­rin ist die Cari­tas Fils-Neckar-Alb mit meh­re­ren wei­te­ren Part­nern. Die Cari­tas war im Janu­ar zu Gast bei mei­ner Online-Ver­an­stal­tung „Das war unser Coro­na-Jahr – Sozia­le Arbeit in der Pan­de­mie“. Sie­he https://www.matthias-gastel.de/soziale-arbeit-in-der-pandemie/ Vie­les ist ähn­lich, wie es damals schon beschrie­ben wor­den war: Es gibt eine hohe bzw. stei­gen­de Anzahl von Men­schen mit Berech­ti­gung, in der Tafel ein­zu­kau­fen. Beson­ders häu­fig sind dies Bezie­hen­de von Hartz 4‑Leistungen, älte­re Men­schen, Allein­er­zie­hen­de sowie kin­der­rei­che Fami­li­en. Die Alters­ar­mut, erläu­tert mir die Lei­te­rin des Tafel­la­dens, stei­ge nicht schnell, aber kon­ti­nu­ier­lich. Inzwi­schen mache die­se Grup­pe 15 Pro­zent der Ein­kaufs­be­rech­tig­ten aus. Vie­le der Berech­tig­ten wür­den zur Coro­na-Risi­ko­grup­pe gehö­ren und kämen seit Aus­bruch der Pan­de­mie sel­te­ner, wür­den dann aber mehr ein­kau­fen. Auch auf die Hel­fen­den wirkt sich die Pan­de­mie aus: Vie­le der Ehren­amt­li­chen waren älte­re Men­schen, die nach wie vor meist fern­blei­ben wür­den. Dafür wür­den jetzt mehr Jün­ge­re hel­fen, die sich aller­dings vor­be­hal­ten wür­den, ihr Enga­ge­ment auf einen bestimm­ten kür­ze­ren Zeit­raum zu beschrän­ken. Die Beson­der­heit die­ses Tafel­la­dens ist es, dass es mit der Lei­te­rin nur eine haupt­amt­li­che Kraft gibt. Es wer­den also weder Mini­job­ben­de ein­ge­setzt noch Arbeits­ge­le­gen­hei­ten ange­bo­ten.

In 2020 hät­te es sehr vie­le Lebens­mit­tel­spen­den, vor allem von Pri­va­ten, gege­ben. Von pri­va­ten Sei­ten kom­me inzwi­schen wie­der weni­ger und man sei wie­der mehr auf Läden ange­wie­sen, die Lebens­mit­tel spen­den. Man spü­re, dass die Prei­se bei­spiels­wei­se für Gemü­se gestie­gen sei­en und die Läden weni­ger ordern, um weni­ger Ware übrig zu haben. Manch­mal müs­se die Tafel daher beim Ver­kauf an Bedürf­ti­ge ratio­nie­ren. Aktu­ell, das konn­te ich vor Ort sehen, gibt es aber vie­le Spen­den im Zusam­men­hang mit Ern­te­dank­fes­ten. Lebens­mit­tel, deren Min­dest­halt­bar­keits­da­tum abge­lau­fen ist, wür­den nach Prü­fung noch zum Ver­kauf ange­bo­ten wer­den. Man wol­le ja Lebens­mit­tel durch sinn­vol­le Ver­wen­dung vor der Ver­nich­tung ret­ten. Bei Fleisch­pro­duk­ten wür­de aber sehr genau auf das „Ver­falls­da­tum“ geach­tet wer­den. Die Prei­se für die Kund­schaft sei­en seit dem Jahr 2006 für die meis­ten Waren nicht erhöht wor­den.