12.01.2020
Grüne luden Experten zu Fachgespräch
Um Fahrzeuge zunehmend klimaneutral zu bewegen, brauchen wir die jeweils „richtige“ Antriebsart. Bei Autos ist dies der Strom aus dem Akku. Doch was ist mit größeren Fahrzeugen wie Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen?
Für Großfahrzeuge, die noch dazu meist weitere Strecken zurücklegen müssen als Autos, kann ein Akku nicht ausreichend Energie speichern. Dann braucht es Alternativen in Form von E‑Fuels, Wasserstoff oder Biokraftstoffen. Welche Rolle diese Kraftstoffe spielen, haben wir bei unserem Fachgespräch „Wo können alternative Kraftstoffe die Elektromobilität ergänzen?“ im Bundestag diskutiert.
Peter Kasten vom Öko-Institut führte in seinem Vortrag aus, dass E‑Fuels nicht nur den Klimaschutz sehr teuer machen, sondern auch die Klimabilanz unsicher sei, solange es keine strengen Nachhaltigkeitskriterien für Strom- und CO2-Bezug („muss aus der Luft geholt werden“) bei der Produktion gebe. Zudem seien E‑Fuels noch nicht im Industriemaßstab verfügbar. Perspektivisch sinnvoll seien E‑Fuels für den Flugverkehr und die Seeschifffahrt.
Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) führte aus, dass die Kosten der Wasserstofferzeugung eine breite Nutzung im Verkehr derzeit verhinderten. Nur in Nischen sei ökologisch vertretbar erzeugter Wasserstoff wirtschaftlich. Zudem machte sie deutlich, dass es Nutzungskonkurrenzen zu anderen Sektoren gebe, die Wasserstoff ebenfalls zur Dekarbonisierung benötigten. Für die Luftfahrt hingegen sei Wasserstoff wegen der Klimawirksamkeit von „Wasseremissionen“ keine gute Lösung.
Dr. Franziska Müller-Langer vom Deutschen Biomasseforschungszentrum stellte die Bandbreite unterschiedlicher Biokraftstoffe vor, die auch die unterschiedlichen Produktionsmengen, CO2-Minderungen und Marktpreise erklärten. Die Umsetzung europäischer Vorgaben (RED II) in deutsches Recht müsse ambitioniert ausfallen, wenn die Biospritproduktion über das schon erreichte Niveau hinausgehen soll.
In der Diskussion mit Dr. Günter Hörmandinger (Agora Verkehrswende), Dorothee Saar (Deutsche Umwelthilfe), Karl Hauptmeier (Sunfire GmbH) und Claus Sauter (VERBIO Vereinigte Bioenergie AG) wurden diese Aspekte vertieft. Während zwischen Herrn Hauptmeier und Herrn Sauter Einigkeit bestand, dass nur eine ambitioniertere Umsetzung der RED II alternative Kraftstoffe in den Markt bringt, mahnten Frau Saar und Dr. Hörmandinger zusätzliche Impulse an, indem beispielsweise der CO2-Preis erhöht und klimaschädliche Subventionen abgebaut würden.
Einmal mehr deutlich wurde, dass die Umweltprobleme und dabei insbesondere die Klimakrise auch nach alternativen Kraftstoffen rufen, diese aber keineswegs DIE Lösung bringen können. Wir müssen Verkehr reduzieren und so gut wie möglich auf die Bahn verlagern.