Was geschieht auf der Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Tübingen? Welche Baumaßnahmen stehen in den nächsten drei Jahren an? Was hilft, die Züge pünktlicher zu machen?
Die Grafik gibt einen Überblick über die in den nächsten drei Jahren vorgesehenen Baumaßnahmen. Einige davon dienen der Verbesserung von Resilienz/Kapazität – und damit der dringenden Verbesserung der Zuverlässigkeit des Betriebs.
Alle geplanten Maßnahmen sind zu begrüßen. Die Maßnahmen in Metzingen dienen auch der Realisierung der Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Neben den vier genannten neuen Stationen soll eine, nämlich die bestehende Station in Tübingen-Lustnau, aufgegeben werden. Die Maßnahmen mit Kapazitätseffekt werden aber leider nicht ausreichen, um eine akzeptable Verlässlichkeit infrastrukturseitig zu gewährleisten. Daher werde ich mich weiter für die erforderlichen Maßnahmen einsetzen. Was sich abzeichnet, aber noch nicht spruchreif ist, könnte und sollte in Tübingen geschehen. Hier finden sich Ausbaupläne am Hauptbahnhof derzeit noch in Abstimmung.
Hintergründe:
Die Anzahl der Züge hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich erhöht. Verließen 1990/1991 täglich noch 39 Züge des Fern- und Regionalverkehrs in Richtung Stuttgart, dürften es aktuell 113 sein[1]. Die Infrastruktur ist leider nicht mitgewachsen. Im Qualitätsranking des Landes nahm das Netz, dem die Strecke zwischen Stuttgart und Tübingen zugehörig ist, zuletzt Platz 30 von insgesamt 33 Netzen ein. Auffällig sind vor allem die schlechten Pünktlichkeitswerte. Zwar gibt es dafür nicht nur infrastrukturseitige Gründe. Handlungsbedarfe gibt es allemal: So kommt es in Plochingen, wo zwei Bahnstrecken zusammenlaufen, Fahrstraßenkonflikte. Auf dem 13,4 Kilometer langen Abschnitt zwischen Tübingen und Reutlingen gibt es keine Überleitstellen. Vereinzelt kommt es zu Geschwindigkeitseinbrüchen. Es besteht also ein weitergehender Ausbaubedarf. Der Zustand der Bestandsinfrastruktur macht deutlich, dass es auch einen Sanierungsbedarf[2] gibt: Ausgerechnet die Gewerke, die für Störungen im Betrieb sorgen können, weisen die schlechtesten Zustandsnoten auf: Gleise, Leit- und Sicherungstechnik sowie Oberleitungen und Bahnübergänge werden von der Deutschen Bahn mit Schulnoten zwischen 3,5 und 4,9 bewertet.
Weiterführende Links (Auswahl)
Mehr zur Strecke und dem Knoten Plochingen: https://www.matthias-gastel.de/bahnknoten-plochingen-als-verspaetungsfalle/
Mehr zu Netzzustand und Baustellenmanagement der DB: https://www.matthias-gastel.de/netzzustand-bahnstrecke-stuttgart-tuebingen-schlecht/
Ideen für Ausbaumaßnahmen: https://www.matthias-gastel.de/fachgespraech-zum-ausbau-der-bahnstrecke-stuttgart-tuebingen/
[1] Diese Zahl war mit in der Antwort auf eine bereits ältere Anfrage genannt worden.
[2] Wir haben als Bund (die Strecke ist ein Bundesschienenweg) die Investitionsmittel erheblich, nämlich um +85 Prozent auf über 16 Milliarden Euro in 2024, erhöht.