Wie kommt mehr Post auf die Schiene?

11.04.2023

Gespräche mit Deutscher Post und Deutscher Bahn

Die im Auf­trag des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums erstel­le Ver­kehrs­pro­gno­se geht von star­ken Zuwäch­sen im Stra­ßen­gü­ter­ver­kehr aus. Dafür ver­ant­wort­lich sein sol­len vor allem Brief­sen­dun­gen und Pake­te. Wie steht es um die Ver­la­ge­rung von Brief­post und Pake­ten auf die Schie­ne?

Die­ser Fra­ge gehe ich immer wie­der in Gesprä­chen mit der Bran­che nach. Am wei­tes­ten gekom­men ist die Deut­sche Post/DHL. Das Unter­neh­men konn­te den Schie­nen­an­teil von zwei (vor dem Jahr 2020) auf sechs Pro­zent erhö­hen – eine deut­li­che Erhö­hung, mit der pro Woche 1.500 Lkw-Fahr­ten ver­mie­den wer­den und den­noch äußerst beschei­den. Das Ver­la­ge­rungs­tem­po dürf­te sich erheb­lich ver­lang­sa­men, da schnel­le Güter­zü­ge für leich­te Güter feh­len. Nach einem Gespräch mit der Post nahm ich gleich Kon­takt mit DB Car­go auf. Was ich dabei in Erfah­rung brin­gen konn­te: Über Loks für höhe­re Geschwin­dig­kei­ten ver­fügt das Bahn­un­ter­neh­men bereits, geeig­ne­te neue Güter­wa­gen sol­len ab 2024 ff zur Ver­fü­gung ste­hen. Dann sol­len Post­gü­ter mit Tem­po 200 trans­por­tiert wer­den kön­nen. Ein grö­ße­res Pro­blem wür­den jedoch die nächt­li­chen Tras­sen dar­stel­len. Man kon­kur­rie­re mit Per­so­nen­zü­ge und eini­ge Neu­bau­stre­cken sei­en nicht nutz­bar, da es dort Tun­nel­be­geg­nungs­ver­bo­te gebe oder die Loks mit ETCS aus­ge­stat­tet sein müss­ten. Eini­ge Stre­cken wür­den von DB Car­go bereits genutzt wer­den: Mann­heim – Stutt­gart, Karls­ru­he – Basel sowie Han­no­ver – Ber­lin. Bei neu­en, noch in Pla­nung befind­li­chen Stre­cken wird mehr als bis­her auf die Eig­nung für den Güter­ver­kehr geach­tet. Dazu gehört, dass zu star­ke Stei­gun­gen ver­mie­den wer­den. Ein wei­te­res Pro­blem sind die unzu­rei­chen­den Kapa­zi­tä­ten auf der Schie­ne. Es fah­ren heu­te so vie­le Züge wie nie zuvor auf einem über Jahr­zehn­te geschrumpf­ten Netz, das noch dazu durch eine hohe Anzahl (not­wen­di­ger, aber lei­der oft schlecht koor­di­nier­ter) Bau­stel­len beein­träch­tigt ist.

Hilf­reich wäre, den zeit­li­chen Druck aus der Brief­be­för­de­rung her­aus zu neh­men. Heu­te müs­sen, so sieht es das Gesetz vor, 85 Pro­zent aller Brie­fe am nächs­ten Tag ankom­men. Das ist auf zu vie­len Rela­tio­nen nur mit dem Last­wa­gen zu schaf­fen. An einer Ände­rung des Post­ge­set­zes wird gear­bei­tet.

Die Pro­gno­se, wonach der Güter­ver­kehr bis zum Jahr 2051 um 46, auf der Stra­ße gar um 54 Pro­zent (gemes­sen in Ton­nen­ki­lo­me­ter) zule­gen soll und dafür nicht unwe­sent­lich die Post­bran­che (plus 130 Mil­lio­nen Ton­nen auf 300 Pro­zent des Wer­tes von 2019) ver­ant­wort­lich sein soll, kann die­se übri­gens nicht nach­voll­zie­hen. Viel­leicht wür­de sie sich über ein sol­ches Wachs­tum bei ihren Auf­trä­gen freu­en. Sie glaubt aber nicht an einen der­ar­ti­gen Boom.

Hier mehr Infos zur Ver­kehrs­pro­gno­se des Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums: https://www.matthias-gastel.de/verkehrsministerium-legt-verkehrsprognose-2051-vor/