Studie weist Wege auf
Mit welchen Stellhebeln lässt sich die Beförderungsleistung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verdoppeln? Dieser Frage ging eine Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen nach.
Die Gutachter machten deutlich, dass in vier Stoßrichtungen gearbeitet werden müsse: Angebotsausweitung, Qualitätsverbesserung, einfache und attraktive Tarifgestaltung sowie förderliche Rahmenbedingungen innerhalb des Verkehrssektors. Die Ausweitung der Angebotskapazitäten gilt als die wichtigste. Hierbei stellen die Hauptverkehrszeiten eine besondere Herausforderung dar. In der Studie wird darauf verwiesen, dass die durchschnittliche Auslastung im deutschen ÖPNV bei gerade einmal 20 Prozent liegt und es – von punktuellen Kapazitätsproblemen abgesehen – noch erhebliche Kapazitätsreserven insbesondere an Wochenenden, in den Schulferien und außerhalb der Hauptverkehrszeiten gibt. Wirtschaftlich und ökologisch sei daher ein Sofortprogramm für eine bessere Auslastung in den Nebenverkehrszeiten geboten, mit dem schnelle und spürbare Erfolge möglich wären. Wichtig sei hierfür, eine Preisdifferenzierung zwischen Haupt- und Nebenverkehrszeiten zu ermöglichen. Ein konkreter Vorschlag lautet, Mitfahrern von Zeitkarteninhabern an Sonntagen die Freifahrt anzubieten. In den überlasteten Hauptverkehrszeiten brauche es ein Sofortprogramm für Kapazitätsreserven. An konkreten Maßnahmen werden beispielsweise der Einsatz von Altfahrzeugen und bei Fahrermangel auch der Werkstattfahrer sowie die Beauftragung von Subunternehmen vorgeschlagen.
Zur Verbesserung der Angebotsqualität schlagen die Gutachter die Busbeschleunigung an Lichtsignalanlagen, verkehrlich getrennte Linienführungen, betriebliche Anpassungen wie die Einplanung von Zeitpuffern und Umsteigezeiten, mehr umsteigefreie Direktverbindungen, mehr Personalausstattung und eine höhere Polizeipräsenz an Bahnhöfen und in Verkehrsmitteln vor.
Zur Finanzierung von Mehrkosten, die insbesondere für die Kapazitätsausweitung anfallen, werden Instrumente wie die Citymaut oder eine Nahverkehrsabgabe vorgeschlagen.
Hier lässt sich die Studie vollumfänglich nachlesen: Endbericht Studie Weichenstellungen ÖPNV