Wie weiter mit dem Straßenbau des Bundes?

08.08.2022

Eine Übersicht

Erwar­tungs­ge­mäß hat­te sich der Stra­ßen­bau zu einem Kon­flikt­feld bei den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen ent­wi­ckelt. Was wur­de ver­ein­bart und wie sieht es mit der Umset­zung aus? Hier unter­neh­me ich den Ver­such, eine Über­sicht zu gewäh­ren.

Auf fach­li­cher Ebe­ne war bei den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen kei­ne Eini­gung zu erzie­len. Wir Grü­ne woll­ten deut­lich weni­ger Neu- und Aus­bau. Die FDP woll­te kei­ne Ände­rung, die SPD hielt sich weit­ge­hend her­aus. Ent­schie­den wur­de dann von den Ver­hand­lungs­spit­zen. Her­aus kamen fol­gen­de Fest­le­gun­gen im Koali­ti­ons­ver­trag (hier gekürzt wie­der­ge­ge­ben): „[…] Dabei wol­len wir erheb­lich mehr in die Schie­ne als in die Stra­ße inves­tie­ren, um prio­ri­tär Pro­jek­te eines Deutsch­land­tak­tes umzu­set­zen. Bei den Bun­des­fern­stra­ßen wol­len wir einen stär­ke­ren Fokus auf Erhalt und Sanie­rung legen, mit beson­de­rem Schwer­punkt auf Inge­nieur­bau­wer­ke. Dazu wer­den wir den Anteil der Erhal­tungs­mit­tel bis 2025 bei wach­sen­dem Etat schritt­wei­se erhö­hen.

Wir stre­ben einen neu­en Infra­struk­tur­kon­sens bei den Bun­des­ver­kehrs­we­gen an. Dazu wer­den wir par­al­lel zur lau­fen­den Bedarfs­plan­über­prü­fung einen Dia­log­pro­zess mit Verkehrs‑, Umwelt‑, Wirt­schafts- und Ver­brau­cher­schutz­ver­bän­den star­ten mit dem Ziel einer Ver­stän­di­gung über die Prio­ri­tä­ten bei der Umset­zung des gel­ten­den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan. Bis zur Bedarfs­plan­über­prü­fung gibt es eine gemein­sa­me Abstim­mung über die lau­fen­den Pro­jek­te. Wir wer­den auf Basis neu­er Kri­te­ri­en einen neu­en Bun­des­ver­kehrs­we­ge- und ‑mobi­li­täts­plan 2040 auf den Weg brin­gen.“

Stand der Umset­zung

Im Haus­halt 2022 stei­gen die Bedarfs­plan­mit­tel („Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan“) für den Aus- und Neu­bau der Schie­ne gegen­über 2021 um 22 Pro­zent. Die Inves­ti­tio­nen in die Schie­ne lie­gen um 970 Mil­lio­nen Euro höher als die in die Stra­ße. Hier nähe­re Anga­ben: https://www.matthias-gastel.de/verkehrs-haushalt-2022-beschlossen/ Im Haus­halt 2023 wer­den wir gewal­tig dar­um kämp­fen müs­sen, dass die­se Ent­wick­lung fort­ge­setzt wird.

Der ver­ein­bar­te Dia­log­pro­zess zur lau­fen­den Bedarfs­plan­über­prü­fung wird der­zeit im Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um „geprüft“[1]. Der Dia­log­pro­zess soll par­al­lel zur Über­prü­fung der drei Bedarfs­plä­ne für die Ver­kehrs­trä­ger Schie­ne, Stra­ße und Was­ser­stra­ße durch­ge­führt wer­den. Die Bedarfs­plan­über­prü­fung (BPÜ) wur­de „inner­halb der vor­ge­schrie­be­nen Fris­ten“ [2] ein­ge­lei­tet. Dies geschah nach mei­ner Kennt­nis in wei­ten Tei­len zwi­schen dem Ende der frü­he­ren und der Arbeits­auf­nah­me der jet­zi­gen Bun­des­re­gie­rung. Dies gilt ins­be­son­de­re für die Lang­frist-Ver­kehrs­pro­gno­se 2040, die eine wesent­li­che Grund­la­ge für die BPÜ dar­stellt. In den Bear­bei­tungs­pro­zess für die Ver­kehrs­pro­gno­se wer­den unter ande­rem Wirt­schaft, Ver­bän­de sowie Län­der infor­ma­tiv und bera­tend ein­ge­bun­den. Wich­tig zu wis­sen ist, dass im Rah­men der BPÜ kei­ne erneu­te Bewer­tung der ein­zel­nen Bedarfs­plan­pro­jek­te statt­fin­det. Die BPÜ soll Ende 2023 abge­schlos­sen sein. Die Bewer­tungs­me­tho­dik wird fort­lau­fend im Hin­blick auf inter­na­tio­na­le Stan­dards und wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­ge­win­ne fort­ent­wi­ckelt. Kos­ten- und Wert­an­sät­ze wer­den eben­falls regel­mä­ßig aktua­li­siert. Lebens­zy­klu­se­mis­sio­nen von Infra­struk­tur­pro­jek­ten wer­den über eine ent­spre­chen­de Nut­zen­kom­po­nen­te bereits jetzt über­schlä­gig erfasst.

[1] Sie­he Drs. 20/2903

[2] Sie­he Drs. 20/2903