24.08.2022, ergänzt am 30.08. und am 18.12.2022
Wie ich persönlich Energie spare
Die Energiepreise kennen schon seit längerem überwiegend eine Richtung: Die nach oben. Diese Entwicklung hat schon vor dem verschärften Krieg von Putins Russland in der Ukraine ihren Lauf genommen, sich aber seit Februar verschärft. Große Teile von Politik und Gesellschaft sind sich einig: Wir müssen von Erdgas- und Ölimporten aus Russland schnell unabhängiger werden.[1] Dafür nehmen wir höhere Preise in Kauf[2]. Dadurch, dass Russland seine vertraglichen Lieferverpflichtungen trotz ausreichender Pipeline-Kapazitäten nicht erfüllt, erhöht sich der Handlungsdruck zusätzlich. Die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind die Einsparung von Energie, die Sicherstellung der Gasversorgung und (finanzielle) Hilfen für Menschen und Unternehmen. Alle werden ihren Energieverbrauch prüfen, ändern und sich einschränken müssen. Aber niemand soll frieren müssen. Dafür gewährt der Bund umfangreiche Hilfen insbesondere für Menschen mit wenig Geld. Nachfolgend skizziere ich, wie die Bundesregierung das Energiesparen kurz- und mittelfristig unterstützt. Ganz unten erläutere ich mein eigenes, ganz persönliches Verhalten in Sachen Energieverbrauch.
Bund setzt aufs Energiesparen
Etwas Positives vorab: Die gesetzlich vorgegebene Füllmenge in den Erdgasspeichern wird bereits einen Monat früher erreicht. Dies nimmt den Druck, Gas für jeden Preis einkaufen zu müssen. Nun kommt das „Aber“: Wir müssen jetzt wie auch im Winter alle sparen, damit alle ohne zu Frieren durch die Heizperiode kommen. Die Bundesregierung hat in vier Bereichen bereits konkret gehandelt: Bau von LNG-Infrastruktur, Befüllung der Gasspeicher und vermehrter Zukauf aus anderen Regionen, Absicherung der Funktionstüchtigkeit des Gasmarktes sowie Gaseinsparungen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass Haushalte und soziale Einrichtungen im Falle einer Gasmangellage geschützt sind.
Die Maßnahmen für Energieeinsparungen sind an öffentliche Körperschaften adressiert, aber auch an Unternehmen und private Haushalte. Im Vordergrund steht der Gasverbrauch, der gesenkt werden muss. Da ein Teil des Stroms in Gaskraftwerken erzeugt wird, muss jedoch auch der Stromverbrauch reduziert werden. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass nicht alle Gaskraftwerke stillgelegt werden können, da diese teilweise in Wärmenetze eingebunden sind oder auch wegen ihrer hohen Flexibilität für die Stabilisierung des Stromnetzes benötigt werden. Zum Einsatz kommen Beratung, Förderprogramme und verbindliche Regeln. In öffentlichen Gebäuden, die als Vorbilder voran gehen müssen, werden beispielswiese weniger Flächen (Flure, Foyers etc.) beheizt, Temperaturen in Büroräumen werden auf maximal 19 Grad gesenkt und auf repräsentative Beleuchtungen in und von Gebäuden wird verzichtet. Gasversorger und Eigentümer größerer Wohngebäude werden verpflichtet, Bewohner*innen über deren voraussichtlichen Energieverbrauch, die damit verbundenen prognostizierten Kosten sowie über mögliche Sparmaßnahmen zu informieren. Mittelfristig wird der jährliche Heizungscheck gesetzlich vorgeschrieben. Der Austausch älterer, ineffizienter Heizungspumpen wird Privaten wie auch Unternehmen vorgegeben (amortisiert sich erfahrungsgemäß oft sehr schnell). Darüber hinaus unterstützt der Bund Energiesparkampagnen, die gemeinsam mit Sozialpartnern, Kommunen und Handwerk durchgeführt werden.
An dieser Stelle verweise ich darauf, dass ich bereits Infoveranstaltungen zum Energie sparen angeboten habe, siehe https://www.matthias-gastel.de/energiekosten-sparen-welche-moeglichkeiten-gibt-es/
Mein Energieverbrauch
Mein Stromverbrauch in beiden Wohnungen liegt zusammen bei durchschnittlich 740 Kilowattstunden pro Jahr. Damit verbrauche ich in etwa die Hälfte eines durchschnittlichen Vergleichshaushaltes. Vor meiner Zeit im Bundestag, als ich noch täglich kochte, weil ich als Selbstständiger von zuhause aus arbeitete, lag der Verbrauch bei rund 1.000 Kilowattstunden und damit um ein Drittel unter dem Durchschnittsverbrauch.
Ein Vergleich bei Heizungsenergie ist wesentlich schwieriger, da die Bausubstanz, die Lage der Wohnung und viele andere Faktoren nur bedingt beeinflussbar sind und der Aufwand je nach Witterung sehr stark schwankt.
Wie ich persönlich Energie spare – schon lange und nun noch ehrgeiziger
Aus mehreren Gründen stelle ich hier dar, wo und wie ich persönlich Energie spare: Erstens werde ich immer wieder von Bürger*innen danach gefragt. Zweitens lese ich immer wieder von Vorwürfen, in denen denjenigen mit überdurchschnittlichem Einkommen pauschal unterstellt wird, sie würden sich nicht sparsam verhalten, da sie sich ja die höheren Energiepreise leisten könnten. Ich kann für mich sagen, dass mir der sparsame Umgang mit Energie schon immer wichtig und Verschwendung zuwider war. Ich erinnere mich, dass ich als Kind/Jugendlicher von meinem Taschengeld Energiesparlampen kaufte, um Glühbirnen zu ersetzen.
Bei allen technischen Geräten überlege ich kritisch, ob diese überhaupt wirklich notwendig sind (Video-/DVD-Player, Stereoanlage etc. besaß ich beispielsweise noch nie). Bei Geräten, die ich neu anschaffe, achte ich immer darauf, das Modell mit dem geringst möglichen Energieverbrauch zu kaufen. Gerade beim Kühlschrank, der den größten Teil der Zeit läuft, ist dies besonders wichtig. In diesem Jahr habe ich den Zeitpunkt für die Enteisung des Gefrierfachs im Kühlschrank und dessen Reinigung bewusst so gewählt, dass ich die Wochen danach die Kühlware auf dem Balkon aufbewahren konnte und das Gerät erst viel später wieder einschalten musste. Zudem habe ich den Kühlschrank auch mal bei Abwesenheiten von über einer Woche ausgeschalten. In meiner Berliner Wohnung besitze ich gar keinen Kühlschrank. Stand-by vermeide ich so gut wie möglich. Anders als früher nutze ich keinen PC mehr, sondern arbeite am sparsameren Laptop. Die Waschmaschine läuft nur, wenn sie voll ist und wird auf eine niedrige Temperatur (meist 30 Grad, max. 40 Grad) eingestellt. Die Beleuchtung ist seit Jahrzehnten auf Sparlampen und jetzt zunehmend auf LED umgestellt. Das Licht brennt nur dort, wo ich mich aufhalte. Beim Kochen achte ich darauf, dass ich möglichst wenig Herdplatten und die Restwärme nutze. Der Backofen wird nie vorgeheizt.
Zum Thema „Strom“ ist noch zu sagen, dass ich seit der Liberalisierung des Strommarkts zertifizierten Ökostrom beziehe und momentan zwei PV-Anlagen Betreibe. Diese erzeugen zusammen acht- bis neunmal so viel Strom wie ich selber verbrauche. Eine der Anlagen befindet sich auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses. Eine dritte Anlage, eine Balkonanlage, befindet sich in Planung.
Die Heizungen in meinen Wohnungen (Filderstadt/Berlin) werden meist erst ab frühestens November eingeschalten und spätestes ab April abgestellt. Beheizt wird lediglich das Büro und ggf., wenn ich mich absehbar länger darin aufhalte, das Wohnzimmer. Flur, Bad/WC, Schlafzimmer und Küche wurden noch nie beheizt. Die Türen zwischen beheizten und unbeheizten Räumen werden geschlossen. Abends wird ein oder zwei Stunden vor dem Schlafengehen die Heizung zurückgedreht. Die Räume werden stoßgelüftet, bevor die Heizung aufgedreht wird. Für mich war es schon immer normal, im Winter in der Wohnung eine lange Hose und einen Pulli zu tragen. Ich dusche seit etwa 30 Jahren kalt. Damit hatte ich begonnen, als ich mich auf Zeltlager vorbereiten wollte, auf denen es kein Warmwasser gab – und habe dies für mich irgendwann zur festen Regel gemacht. Im kommenden Winter werde ich darauf achten, dass die Raumtemperatur in den beheizten Räumen bei maximal 20 Grad liegt. In sehr kalten Nächten könnte ich noch die Rollladen herunter lassen, um die Wärme besser in der Wohnung zu halten.
Die Mobilität ist mir besonders wichtig, stellt sie doch meinen politischen Arbeitsschwerpunkt dar. Als Abgeordneter muss und will ich viel unterwegs sein. Ich pendle mehrere dutzend Male pro Jahr zwischen Wohnort und Berlin und nehme viele Termine an anderen Orten, meist in meinem Wahlkreis und in Baden-Württemberg, wahr. Ein Auto besaß ich nie. Bei Bedarf leihe ich mir eines, was ich allerdings nur äußerst selten mache. Ich nutzen Bahn, Bus und Fahrrad. Den Fahrdienst in Berlin nutze ich nur etwa zweimal im Jahr und fahre dort fast ausschließlich mit dem Fahrrad ins Büro und zu meinen Terminen. Statt Aufzug oder Rolltreppe nutze ich meist die Treppe, was Strom spart und gut für die eigene Fitness ist.
Übrigens lässt sich auch Energie und Geld sparen, wenn man Wasser aus dem Hahn statt aus der im Supermarkt gekauften Flasche trinkt. Fürs Wasser aus der Flasche müssen Lastwagen oft weite Wege zurück legen und dafür viel Diesel verfahren, was beim Leitungswasser entfällt. Ein Liter aus dem Supermarkt kostet, sehr vorsichtig gerechnet, locker 50 x mehr als das Wasser aus der Leitung.
Diese Ausführungen stellen keine Ratschläge, keine Erwartung und schon gar keine Vorgabe an andere Menschen dar. Sie geben lediglich Antwort auf immer wieder an mich gestellte Fragen. Jede und jeder von uns muss den eigenen, passenden Weg finden.
Nachtrag v. 18.12.2022: Ich habe für mich ausgetestet, wie es ist, die Heizung einfach auszulassen. In meiner Berliner Wohnung hatte ich die Heizung nur wenige Stunden an, in der Filderstädter Wohnung noch gar nicht (Außentemperatur heute knapp ‑11°C). Die Innenraumtemperatur sank nicht unter 17°C und stieg bei Sonneneinstrahlung schnell auf 19°C, was beides nicht komfortabel, aber doch ziemlich gut auszuhalten war.
[1] Kurz zur Ergänzung, da hier nicht das Thema: Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland weiter versucht, aggressiv und imperialistisch seinen Einfluss in Europa auszubauen. Wir waren viel zu lange in unverantwortlichem Ausmaß von diesem Land und seinen Energieträgern abhängig und haben damit letztlich dessen Hochrüstung und seine Kriege mitfinanziert.
[2] Auf die Frage „Sollen wir die Ukraine trotz hoher Energiepreise bei uns weiter unterstützen?“ antworten 71 Prozent der Bürger*innen mit „Ja“, bei den Grünen sind es sogar 95 Prozent. Allerdings sagen 58 Prozent, die Regierung tue zu wenig, um die Menschen zu entlasten. Quelle: ARD Deutschlandtrend vom 12.08.2022