Leerfahrten vermeiden, Treibstoff sparen
Was können Lkw-Speditionen für einen umweltfreundlicheren Güterverkehr unternehmen? Und was hält sie davon ab, auch auf die Bahn zu setzen?
Diesen und noch viel mehr Fragen bin ich beim Besuch der Spedition Schober an ihrem Hauptsitz in Weinstadt-Endersbach (Rems-Murr-Kreis) nachgegangen. Begleitet wurde ich von der Schorndorfer Bundestagskandidatin Andrea Sieber. Das Unternehmen, gegründet 1936, mit seinen 600 Beschäftigten und sechs Standorten in Deutschland transportiert mit 110 LKW Waren für die Lebensmittel- und die Automobilindustrie. Darüber, dass es sich seit 20 Jahren für nachhaltige Transport- und Logistiklösungen per Lastwagen einsetzt, wurde in Fachmedien berichtet und ich wurde darauf aufmerksam. Wir haben uns erläutern lassen, wie Leerfahrten vermieden (nach Unternehmensangaben 9,3 statt branchenüblichen 21,5%) und der Treibstoffverbrauch reduziert werden kann. Binnen 2,5 Jahren konnte dieser um 15 Prozent verringert werden (alle Angaben beziehen sich auf Angaben des Unternehmens). Diese Einsparungen setzen sich zusammen wie folgt:
- 7 Prozent durch Neufahrzeuge (Euronorm 6)
- 5 Prozent durch die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 85 Stundenkilometer.
- 1,5 Prozent durch Verbesserung der Aerodynamik u. a. durch Verzicht auf Sonnenblenden und den Einsatz von Energy-Reifen.
- 1,5 Prozent durch automatische Reifendrucksysteme.
Die Fahrer werden in Sachen sicherer und nachhaltiger Fahrweise geschult. Durch ein IT-System kann jeder der Fahrer beispielsweise sehen, in welchem Ausmaß er vorausschauend gefahren ist, inwiefern ihm das Einhalten einer gleichmäßigen Geschwindigkeit möglich war und wie hoch die Standzeiten bei laufendem Motor waren. Daraus ergibt sich ein Punktesystem, das sich als Prämie auf dem monatlichen Gehaltszettel bemerkbar macht.
Eine Besonderheit des Unternehmens dürfte sein, dass es ein Netzwerk mit festen Stationen entwickelt hat, also auf einer Art Linienverkehr unterwegs ist. Es werden somit bestimmte, definierte Strecken bzw. Orte angefahren. Dadurch lässt sich die Auslastung erhöhen (siehe oben).
Auch das Thema „Lang-Lkw“ (umgangssprachlich als „Gigaliner“ bezeichnet) haben wir diskutiert. Das Unternehmen setzt solche Fahrzeuge (noch) nicht ein, sieht diese aber im Grundsatz positiv. Ich sehe das sehr differenziert: Im kombinierten Verkehr, also im Vor- und Nachlauf des Schienengüterverkehrs, macht deren Einsatz Sinn. Sonst herrscht bei mir die Skepsis vor.
Weshalb transportiert das Unternehmen die Güter ausschließlich per Lkw und setzt nicht auch auf die Bahn? Wegen der engen Zeitvorgaben sei dies schwierig und viele der Kunden hätten keinen Schienenanschluss, so die Antwort des Unternehmens, das in seiner 80-jährigen Geschichte schon immer auf den Lkw gesetzt hat.
Und wie sieht es mit den Fahrern aus? „Die Quantität fehlt, man kann fast alle zu guten Leuten machen“. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht sei es schwieriger geworden, Arbeitskräfte mit Lkw-Führerschein zu finden. Man sei auf Zuwanderung angewiesen. Viele Menschen wollten aber auch wegen der Arbeitszeiten nicht Lastwagen fahren. Und angesichts der guten Arbeitsmarktlage würden viele andere Arbeitsplätze finden, die nicht nur angenehmere Arbeitszeiten, sondern auch eine bessere Bezahlung bieten.