09.03.2018 (Presseerklärung)
Stuttgarts Bahnknoten fit für die Zukunft machen!
Mit der Beteiligungsphase für den Bundesverkehrswegeplan 2030 der alten Großen Koalition wurde die Debatte zur Zukunftsfähigkeit des künftigen Bahnknotens Stuttgart neu entfacht. Ursache sind seit Eröffnung der Schnellfahrstrecke Mannheim – Stuttgart 1991 zwei fehlende Gleise zwischen dem Ende der Schnellfahrstrecke am Langen Feld in Zuffenhausen und dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Mit Zunahme der Pendlerverkehre nach Stuttgart in den frühen Morgenstunden hat sich in den letzten Jahren das Kapazitätenproblem im Zulauf auf den Stuttgarter Hauptbahnhof deutlich verschärft.
Während andere Bahnknoten wie Frankfurt, Mannheim oder München im Bundesverkehrswegeplan der Großen Koalition eigene Projekte zur Verbesserung der Kapazität erhalten haben, hat Stuttgart kein solches Knotenprojekt im Bundesverkehrswegeplan zugestanden bekommen. Auch wurde die im Pendlerverkehr spürbar überlastete Strecke zwischen Feuerbach und Zuffenhausen nie als Engpass ausgewiesen. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel hat in mehreren Bundestagsanfragen die Nichtidentifizierung des „fehlenden“ Abschnittes der Schnellfahrstrecke Mannheim – Stuttgart zwischen Zuffenhausen und Feuerbach als Engpass durch die Bundesregierung hinterfragt. Die Bundesregierung musste daraufhin einräumen, dass sie beim Schienenverkehr mit schier unglaublicher Dreistigkeit Pendlerverkehre in den Morgenstunden rechnerisch in die Nacht verschiebt und so den Bahnverkehr in der Region Stuttgart als einwandfrei ansieht. Verbesserungsbedarf für den Bundesverkehrswegeplan sah sie für den in den Morgenstunden chronisch überlasteten Knoten Stuttgart nicht.
Zudem beweist die Große Koalition mit ihren Rechenkünsten bei den Prognosen für 2030 einen sehr eigenwilligen Blick auf das wirkliche Leben in Stuttgart: Die angenommenen Zuwächse der Fernzüge von 2016 bis 2030 liegt bei nur zwölf Zügen täglich, obwohl doch mit Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm eine deutliche Steigerung der Fernbahnangebots unterstellt ist. Dass gleich die Hälfte des Angebotszuwachses für die Nachtstunden prognostiziert wird, zeigt, dass die Rechenkünste der Bundesregierung einem akrobatischen Drahtseilakt gleichen. Die Große Koalition will folglich nicht eingestehen, dass der Abschnitt zwischen Feuerbach und Zuffenhausen mit Eröffnung von Stuttgart 21 ein Flaschenhals für den Bahnverkehr in der ganzen Region bleibt.
Matthias Gastel (Grüne), Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, erklärt hierzu:
„Es braucht zwei weitere Gleise für Feuerbach und Zuffenhausen, um den Bahnknoten Stuttgart fit für die Zukunft zu machen! Der Bund muss endlich zwei weitere Gleise zwischen Feuerbach und Zuffenhausen im Vordringlichen Bedarf einplanen, damit der Pendlerverkehr in den Morgenstunden nicht weiter von unnötigen Verspätungen gestört wird. Ein fünftes und sechstes Gleis zwischen der Schnellfahrstrecke und Feuerbach als Zugang zum neuen Hauptbahnhof sind baulich umsetzbar und müssen über die kleineren Projekte im Bundesverkehrswegeplan planerisch angepackt werden. Nur wenn sich in dieser Frage endlich die Große Koalition in Berlin bewegt, kann der Pendlerverkehr in der Region entlastet werden.“
Hintergrundinformationen:
Über das Projekt Nr. 26 „Projekte des potentiellen Bedarfs (weitere Knoten, mikroskopische Maßnahmen)“ des Bundesverkehrswegeplanes (Vordringlicher Bedarf) oder die Projekte Nr. 44 „Deutschland-Takt“ oder Nr. 45 „Weitere Knoten, mikroskopische Maßnahmen“ (Potentieller Bedarf) lässt sich ein Ausbau des Streckenabschnittes Feuerbach – Zuffenhausen rechtssicher im hierfür vorgesehenen Bundesschienenwegeausbaugesetz verankern. Nach positiver Bestätigung des volkswirtschaftlichen Nutzens des Projekts im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse kann das Projekt in die höchste Dringlichkeitskategorie des „Vordringlichen Bedarfs“ aufgenommen werden.